Der sozial verträgliche Streik!

"Wir werden auch streiken" – was in Deutschland im Gesundheits- und Sozialbereich gerade wieder höchst aktuell ist, bleibt in Österreich offensichtlich nur ein Lippenbekenntnis. Trotz kampfbereiter Basis ist es wieder nicht gelungen, den Kollektivvertrag für den privaten Sozial- und Gesundheitsbereich nachhaltig zu verbessern.

Was im Zuge der Mobilisierungen absolut positiv zu vermerken ist, war die große Beteiligung der KollegInnen und deren Bereitschaft zu kämpfen. Diese drückt sich unter anderem in vielen Vernetzungs- und Selbstorganisierungsstrukturen aus. Hier wird offen über 20%-Lohnforderungen, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich, über Qualitätssicherung, Ausbildungskriterien und Umverteilung des Reichtums diskutiert, ohne sofort den Riegel des "Bleibt’s realistisch, das geht jetzt nicht" vorgeschoben zu bekommen. Und neuerdings wird vor allem über die Möglichkeit zu streiken laut nachgedacht: "Wie kann ein Streik im Gesundheits- und Sozialbereich aussehen? Was passiert mit unseren KlientInnen, PatientInnen, Kindern, Jugendlichen ...?"

Das Verantwortungsgefühl gegenüber der Arbeit ist oft ein Hindernisgrund, um sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen. Deutschland bietet ein gutes Beispiel, dass trotz hohem (oder gerade wegen diesem) Verantwortungsbewusstsein gegenüber den KlientInnen ein Streik möglich ist und noch dazu von der restlichen Bevölkerung solidarisch unterstützt wird. Eltern, Angehörige, PatientInnen ... sind meistens auch Lohnabhängige, die einen Kampf um bessere Arbeitsbedingungen mit großer Sympathie verfolgen. Dazu muss ein Streik offensiv geführt und in die Öffentlichkeit getragen werden. Eine gegenseitige Solidarisierung von Streikenden und KlientInnen ist das Ziel. So kann sich die Belegschaft darauf einigen, bestimmte Tätigkeiten nicht auszuführen und den KlientInnen trotzdem zur Verfügung zu stehen. Denn auch die NutznießerInnen haben ein Interesse (und ein Recht) an guter, qualitativ hochwertiger Dienstleistung.

Egal ob nun der Kindergartenausflug zu einem kollektiven Protestwandertag umfunktioniert wird, Jugendliche in den Jugendzentren Transparente malen oder gemeinsam zur gleichen Zeit das Parlament "besuchen“, Rettungsautos mit Slogans besprüht werden, Krankenhäuser Notdienste fahren – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Gerade unsere gesellschaftliche Bedeutung ist unsere stärkste Waffe; die es gilt auch für uns zu nutzen. work@social Wien versucht mit Veranstaltungen, Aktionen und der aktiven Unterstützung von (Basis)Strukturen neue Maßstäbe innerhalb der Gewerkschaftsbewegung zu setzen und ruft alle KollegInnen herzlich zur Mitarbeit auf. Bleiben wir realistisch – versuchen wir das Unmögliche!

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