"Die Politik wird uns alles nehmen!"

Interview mit Herta Gruber, Betriebsrätin im Landeskrankenhaus Freistadt (Oberösterreich), über die drohenden Angriffe auf öffentlich Bedienstete, die Rolle von Sozialdemokratie und Gewerkschaft, sowie mögliche Auswege aus der Misere

Wie siehst du die Angriffe der Regierung auf die BeamtInnen?

Das Problem beginnt damit, dass der Begriff "BeamtInnen" der Bevölkerung überhaupt nicht klar ist und auch von den Medien ein sehr schlechtes allgemeines Bild vermittelt wird. BeamtInnen laut allgemeinem Sprachgebrauch sind z.B. genauso das Krankenpflegepersonal, die Müllabfuhr, die Stadtgärtnerei und entgegen der offiziellen Meinung glaube ich nicht, dass es zu viele BeamtInnen bzw. Vertragsbedienstete, welche die Mehrheit der ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst darstellen, gibt. Die Tatsache, dass man diesen jetzt Reallohnverluste zumuten will ist nicht nur eine Frechheit sondern auch ganz klar Taktik. Man hat in den letzten Jahren immer nur jenen etwas weggenommen, die nicht mit Solidarität seitens der Bevölkerung rechnen können – EisenbahnerInnen, PostlerInnen, LehrerInnen, etc.

Wo siehst du da die Ursache?

Die Politik hat ihre Aufgabe vergessen. Es werden Entscheidungen für die Wirtschaft getroffen, nicht für die Menschen. Und dass die SPÖ, ebenso wie alle anderen Parteien bzw. die Gewerkschaft diese Politik macht, mitträgt und die Sparmaßnahmen mitunter einleitet, ist ein Skandal. Gerade die Gewerkschaft muss eine Kampforganisation sein und für die Interessen der ArbeitnehmerInnen aktiv eintreten.

Was sind die Lösungen?

Zuerst einmal müsste vor allem die SPÖ ein klares Profil haben und wieder Politik machen für jene, die diese Partei groß gemacht haben. Andererseits muss man kampfbereit sein, wenn Angriffe kommen. Wenn jetzt eine Belegschaft nach der anderen einknickt, dann wird uns die Politik scheibchenweise alles nehmen, wofür wir in den letzen Jahrzehnten gekämpft haben. Und warum sollten wir diese Krise, die wir nicht verursacht haben, ausbaden und bezahlen?!

Danke für das Gespräch.

Wir sind ÖGB is powered by Joomla!®