Sozial- und Gesundheitsbereich goes Baustelle: Es wird gemauert und betoniert

Im vergangenen Jahr hat sich die Gremienarbeit des Sozial- und Gesundheitsbereichs innerhalb der GPAdjp Wien (Wirtschaftsbereich 17) in Wien gut entwickelt. Sind diese Zeiten nun vorbei?

Durch Kooptierungen und Öffnung der Sitzungen für alle Betriebsratskörperschaften im Sozial- und Gesundheitsbereich wurde das Gremium auf eine breitere Basis gestellt und eine sinnvolle Austauschmöglichkeit in der Branche geschaffen. Durch die gemeinsame Durchführung der Aktion „Unsere Arbeit ist mehr wert” anlässlich der Kollektivvertragsverhandlungen entwickelte sich der Ausschuss von einem reinen Diskussions- zu einem Aktionsgremium.

Diese Entwicklung wurde unter anderem durch jene KollegInnen mitinitiiert, welche sich kritisch mit der Gewerkschafts- und Kollektivvertragsarbeit der GPAdjp auseinandersetzen. Dies wurde vor allem von führenden FunktionärInnen nicht gut geheißen und sogar offen als „Katastrophe“ bezeichnet. Offensichtlich widerspricht es deren Vorstellung von Gewerkschaft, diese für aktive BetriebsrätInnen und Mitglieder zu öffnen und auf eine breitere, demokratischere und nach Außen gerichtete Basis zu stellen.

Nun standen Neuwahlen an, und die Antwort auf die nicht genehme Entwicklung war gefunden: Ohne vorherige demokratische Diskussion schien ein Großteil jener KollegInnen, welche für eine offenere und aktivere Politik des Wirtschaftsbereichs eintreten, nicht am Wahlvorschlag auf. Das bedeutet, dass durch die zukünftige Zusammensetzung viele Bereiche in der Sozialbranche wie z.B. die Kinder- und Jugendarbeit, die Suchtarbeit und die psychosoziale Beratung/Betreuung nicht mehr vertreten sein werden, andere Bereiche hingegen mehrfach.

Gleichzeitig wurden „praktischerweise“ jene Stimmen, welche sich kritisch mit dem BAGS-Kollektivvertrag auseinandersetzen, im Bundesgremium (das den KV verhandelt und abstimmt) reduziert.

Zu befürchten ist nun, dass die entwickelte demokratischere Kultur wieder der Vergangenheit angehört, der Wirtschaftsbereich damit wieder ein passives, nach Innen gerichtetes Gremium und die Kollektivvertragspolitik der letzten Jahre, welche viele kritisieren bzw. ablehnen, einbetoniert wird.

Die MaurerInnen und BetoniererInnen in der GPAdjp haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn statt innerhalb der Gewerkschaftsstrukturen nun viele aktive BetriebsrätInnen und Gewerkschaftsmitglieder außerhalb agieren werden – wie es die schon bestehenden Vernetzungen z.B. im Behinderten- oder im Kinder/Jugendbereich zeigen.

Notwendig ist trotz alledem, weiter mit aller Kraft in- und außerhalb der GPAdjp sowie in der gesamten Gewerkschaftsbewegung fraktions- und branchenübergreifend für eine kämpferische und demokratische Politik zu wirken!

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