Welldone: Nachruf auf den Druck-KV

Umgeben von tiefgrünen Wänden, Hirschgeweih und malerischen Bildern trafen sich hohe Politik und Spitzen der Wirtschaft – so berichtete im April die Werbeagentur welldone über ein Lobbytreffen der Pharmaindustrie im April vergangen Jahres. Mit von der Partie Franz Bittner, damals Krankenkassaobmann und Vorsitzender des Wirtschaftsbereich 25 der GPA-djp, dessen Kollektivvertrag Ende 2008 gekündigt wurde. Heute gibt es keinen gemeinsamen Druck-Kollektivvertrag mehr, Bittner ist zum teilhabenden Geschäftsführer eines Pharmalobbyismus-Netzwerkes geworden und wurde im Vormonat nochmals (statutenwidrig) zum Vorsitzenden des WB 25 wiedergewählt.

Bei den DruckerInnen bleiben monatliche Gehaltseinbußen von bis zu 200 Euro, das Ende des ältesten Kollektivvertrages der hiesigen ArbeiterInnenbewegung und ein nervöses Schweigen. Nachdem die DruckerInnen ihren, zwischen den Welten von Arbeit und Kapital wandelnden, Vorsitzenden im Spätsommer kaltstellten, um endlich einen erfolgreichen Arbeitskampf führen zu können, sicherte die GPA-djp "volle Unterstützung" zu. Diese bestand dann einzig darin, den Eskalationsfahrplan des Arbeitskampfes nach Stufe 2 (Demo in Wien und Blockade zweier Betriebe) abzudrehen und jenes Papier (den "ausdifferenzierten KV") zu unterschreiben, das von der bundesweiten BretriebsrätInnenkonferenz in Leonding abgelehnt wurde.

Soweit wie die DruckerInnen kamen nicht viele KollegInnen in anderen Branchen – sie diskutierten und stritten, sie stimmten ab und einigten sich auf einen gemeinsamen Kampfplan in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Besiegt wurden sie einmal mehr von der eigenen Gewerkschaft, die ihre Mitglieder und BetriebsrätInnen im großen Spiel der Sozialpartnerschaft wie Lichtschalter ein und ausdreht.

Diese Niederlage war aber nicht umsonst, wenn die KollegInnen, die sich bis zuletzt gegen diesen Ausverkauf gewehrt haben, nun die richtigen Schlüsse ziehen. Nur dann werden unsere Hauptamtlichen und BetriebskaiserInnen nicht bei der ersten Bewegung am Verhandlungstisch wanken und jeden Wisch unterschreiben, der ihnen hingehalten wird. Die Koordination zwischen Betriebsratkörperschaften und Hauptamtlichen, die einen anderen Weg einschlagen wollten, muss daher aufrecht erhalten werden, so dass sich die KollegInnen auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten können.

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