Profitdenken ist ineffizient

Wie ineffizient die sog. Marktwirtschaft ist, zeigt sich dieser Tage wieder einmal am Beispiel der Firma Siemens in Linz. Der Anlagenbau, der von Siemens ausgelagert wurde und sich mit dem Namen Meleces 2009 als Firma am selben Standort neu gründete, kündigte Anfang März 2009 30 MitarbeiterInnen von 140, die restlichen 110 mussten eine Gehaltskürzung von 7,5% hinnehmen. Dass diese Vorgänge nur wenig mit der Wirtschaftskrise zu tun haben, zeigt die Geschichte des Betriebes. Sie sind ein klassisches Beispiel der kapitalistischen Logik, die es sinnvoller erscheinen lässt, die Produktion zu reduzieren und folglich Beschäftigte abzubauen, um die Profitrate oben zu halten.

Der Betrieb, ehemals VA Tech, wurde Anfang 2000 mit Elin fusioniert und ist seit 2005 ein Teil von Siemens. Verbunden waren all diese Geschäfte immer mit Arbeitsplatzabbau. Um es näher zu veranschaulichen: VA Tech produzierte Transformatoren und Schaltanlagen und war für Siemens nichts anderes als ein Konkurrent, der geschluckt werden musste – zur Monopolisierung des Marktes. Dass es kein Interesse gab, die Arbeitsplätze am Standort Linz langfristig zu erhalten, liegt auf der Hand.

Der zweite Produktionsbereich, der Schaltanlagenbau, der zwischenzeitlich mehr Gewinn machte als der Transformatorenbau, wurde, wie oben erwähnt, voriges Jahr ausgegliedert. Doch schon seit 2006 wurde die Belegschaft von 300 auf 140 Beschäftigte reduziert.

Den nächsten Widerspruch der marktwirtschaftlichen Logik zeigen die MitarbeiterInnen, die gekündigt wurden. Es waren ausschliesslich ArbeiterInnen Mitte 50, die natürlich die höchsten Personalkosten verursachten, aber auch die meiste Erfahrung hatten. Sie hatten in der Vergangenheit den grössten Anteil an den eingefahrenen Gewinnen und sind nicht so einfach zu ersetzen. Dazu sei gesagt, dass es gerade bei dieser Arbeit sehr auf das Fachwissen ankommt.

In der marktwirtschaftlichen Logik wird aber eben beim "Humankapital" nicht unterschieden, wie erfahren und/oder ausgebildet es ist, sondern ausschließlich Kostenreduzierung betrieben. Die Leistung der KollegInnen ist dafür irrelevant.

Betriebsrat und Widerstand

Die letzten Kündigungen wurden im Betrieb erst zwei Tage vorher offiziell bekannt gegeben, nachdem die Firmenleitung zuvor schon alles mit dem Betriebsrat abgesprochen hatte. Auf Anfrage wegen der Kündigungen antwortete ein Betriebsrat damit, dass er die Nacht zuvor sehr schlecht geschlafen habe und dass er seine alte Tätigkeit der Arbeit eines Betriebsrates vorziehen würde. Vielleicht sollte er mal seine ehemaligen KollegInnen fragen, wie sie die Nacht zuvor geschlafen haben und was sie von seiner Betriebsratstätigkeit halten.

Tatsächlich hätten BetriebsrätInnen, welchen die Interessen ihrer KollegInnen wichtiger sind als jene des Unternehmens, in dieser Situation keinen Deal mit der Firmenleitung machen dürfen. Entschiedener Wiederstand gegen jede einzelne Kündigung wäre auf der Tagesordnung gestanden. Wäre selbst dann der Betrieb nicht bereit gewesen, auf die geplanten Kündigungen zu verzichten, hätten diese mit einem Streik verhindert werden müssen.

Hätten nämlich alle MitarbeiterInnen die Arbeit niedergelegt, wären die Kündigungen und Gehaltsreduktionen so schnell vom Tisch gewesen als wären sie nie angedacht worden. Diesen Streik zu organisieren wäre eben die Aufgabe der BetriebsrätInnen gewesen und in Anbetracht der Stimmung in der Belegschaft wäre dessen Umsetzung ein leichtes gewesen. Da die Geschäftsbücher voll waren und die Aufträge immer unter hohem Zeitdruck zu absolvieren sind, hätte die Betriebsleitung der Fa. Melecs, vormals Siemens, gar keine andere Möglichkeit gehabt, als die Einsparungsmaßnahmen auf Kosten der Belegschaft zurückzunehmen, um die Aufträge nicht zu verlieren. Sie wollen schließlich den Betrieb langfristig nicht schliessen, sondern in den nächsten Monaten auf einen anderen Standort in Linz übersiedeln und alle KundInnen weiter bedienen. So aber sägt die Profitlogik weiter an dem Ast, auf dem sie selbst sitzt.

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