Ein Lehrling erzählt: Lehre unter Druck

Blum ist einer der größten Betriebe in Vorarlberg, der alleine im Ländle sieben Werke betreibt und auch international vertreten ist (Polen, Brasilien, Asien, USA, u.a.). In Vorarlberg beschäftigt Blum knapp 4.000 MitarbeiterInnen, davon sind 237 Lehrlinge. Das Unternehmen erwirtschaftete in der letzten Periode 1,120 Milliarden Euro Umsatz, das entspricht 221.000 Euro pro Mitarbeiter; 97% seines Umsatzes werden im Ausland erzielt – es handelt sich also um ein fast ausschließliches Exportunternehmen.

Derzeit arbeite ich im "Werk 3" in Höchst in der Lehrlingsausbildung. Von dem gigantischen Umsatz, den das Unternehmen erwirtschaftet, bekomme ich allerdings wenig mit. Im Monat erhalte ich an "Lehrlingsentschädigung" ca. 680 Euro plus Zulagen. Von den Zulagen proftiere ich derzeit kaum, da ich auch in der Firma versuche, mich als Mitglied der Sozialistischen Jugend (SJ) aktiv zu betätigen. Dies wird von meinem Ausbildner nicht gerne gesehen und wirkt sich somit negativ auf meine Bewertung und den Spaß bei der Arbeit aus. Dabei profitiert mein Ausbildner selbst ebenso wenig vom Umsatz unseres Arbeitgebers wie ich. Trotzdem versucht er sogar, sich in meine Freizeit einzumischen und verlangte von mir, nicht mehr zu den Treffen der SJ zu gehen. Dies wollte er dadurch erreichen, dass er von mir verlangte, trotz Bestnoten mehr für die Berufsschule zu lernen, da ich angeblich "zu faul dazu" sei. Ich ließ mich davon aber nicht sonderlich beeindrucken.

Was ich für ungerecht halte, ist, dass ein Lehrling im zweiten Lehrjahr bei Blum die gleich Leistung zu bringen hat, wie einE FacharbeiterIn, wobei er/sie nicht mal ein Viertel des Lohnes bekommt. Das Arbeiten macht mir derzeit vor allem deshalb wenig Spaß, weil ich einen hohen Zeitdruck verspüre, der sich wiederum negativ auf meine Arbeitsleistung auswirkt. Ich weiß nicht, ob es allen Lehrlingen so geht, aber meiner Meinung nach ist Blum nicht so toll, wie alle denken. Besser gefiele mir die Arbeit, wenn die Lehrlinge mehr Mitbestimmungsrechte hätten, die Löhne besser und die Arbeitszeiten kürzer wären.

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