Es geht auch anders: Der ArbeiterInnenbetriebsrat bei GPS Kärnten

In unserer letzten Ausgabe haben wir den Vorschlag für eine echte ÖGB-Reform des Kollegen Klaus Kotschnig, Betriebsratsvorsitzender der GPS-Kärnten GmbH, abgedruckt. Im Folgenden wollen wir die Betriebsratstätigkeit dieses Kollegen vorstellen. Dies soll der Auftakt für eine Serie in den nächsten Ausgaben unserer Zeitung sein, in der wir Betriebsräte und Gewerkschafter vorstellen werden, die einiges "anders machen", als es lange Zeit Gewerkschaftspraxis war.

Klaus Kotschnig ist seit 2006 Betriebsratsvorsitzender bei der GPS-Kärnten GmbH, einem Betrieb für Arbeitskräfteüberlassung mit 500 ZeitarbeiterInnen, der seit 11 Jahren besteht. Im Vorstand und im Beirat des Unternehmens sitzen neben der WKÖ, dem AMS und der IV auch der ÖGB und die AK. Doch trotz des "großen" Einflusses des ÖGB in den Führungsorganen hat sich das Unternehmen nachweislich wiederholt nicht an Gesetzte gehalten, erst nach der Gründung eines Betriebsrats im Jahr 2006 wurde nicht zuletzt durch medialen Druck ein Kollektivvertrag eingeführt. Gewerkschaftsmitglieder gab es bis zum Jahr 2006 in diesem Betrieb nicht mehr als zehn.

Kritisch hinterfragen

Kollege Kotschnig stellte sich daher die Frage, was die Aufgaben des ÖGB und der AK im Vorstand eines solchen Unternehmens wären. "Sollten diese nicht kontrollieren, ob sich die Firma an Gesetze hält? Sollten diese sich nicht dafür einsetzten, dass ein entsprechender KV angewendet wird? Ist es nicht ein Anliegen der Gewerkschaft, eine Firma wie GPS gewerkschaftlich zu organisieren?" All diese Dinge waren vor seiner Betriebsratstätigkeit anscheinend kein Thema.

Erst durch die Erfahrungen und Entwicklungen bei GPS begann Klaus Kotschnig, Dinge beim ÖGB und der für ZeitarbeiterInnen zuständigen Einzelgewerkschaft GMTN kritisch zu hinterfragen. Seine Erzählungen erinnern an einen schlechten Hollywood-Film: "Man wollte unsere Wahl verhindern ja sogar anfechten. Im Jahr 2007 habe ich, nachdem mich der ÖGB in keiner Weise unterstützt hat, versucht den Vorstandsmitgliedern in AK und ÖGB Druck zu machen, indem ich sie in einem E-Mail aufgefordert habe, endlich das zu tun, wofür sie bezahlt werden (Die Interesssen der ArbeitnehmerInnen zu vertreten)." Das wurde von den Vorständen falsch verstanden und dahingehend interpretiert, dass sie für ihre Vorstandstätigkeit kein Geld bekommen. Darauf hin wurde Betriebsrat Kotschnig in den ÖGB zitiert, und dort wurde ihm unter Anwesenheit von hochrangigen Gewerkschafts-, SPÖ- und AK-Funktionär/inn/en sowie dem Geschäftsführer von GPS, der auch SPÖ-Gemeinderat in Maria Saal ist, mit einer Privatrechtsklage gedroht. Zum Drüberstreuen wurden Kollegen Kotschnig dreimal die Autoreifen aufgeschlitzt!

"Wir sind das Fundament der Gewerkschaft"

2006 wurde Kollege Kotschnig auch in den Bundesbranchenausschuss der Arbeitskräfteüberlassung in der GMTN gewählt. Dieser Ausschuss tagte aber nur maximal 2mal im Jahr und war inhaltlich auf jene Themen fixiert, welche für die?KV-Verhandlungen wichtig waren. Jedoch in den Pausen wurde über alles Mögliche geredet. Daraus entstand die Idee sich öfters zu treffen, um Informationen auszutauschen. Als die GMTN dies aber ablehnte bzw. viel zu langsam an die Umsetzung ging, schritt Kollege Kotschnig zur Eigeninitiative. 2007 nutzte er ein Angebot der AK und organisierte ein Rufseminar, zu dem er alle Betriebsräte von Zeitarbeitsfirmen einlud.

In der GMTN-Spitze wurde so viel Selbständigkeit an der Basis mit Misstrauen aufgenommen. Obwohl die GMTN mit Landessekretär Günter Steindl einen Aufpasser zu dem Seminar schickte, gelang es den Betriebsräten dort die Grundlage für eine wirkliche Reform des Branchenausschusses zu legen.

"Auf dem Seminar haben wir erkannt, dass wir Betriebsräte das Fundament der Gewerkschaft in der Zeitarbeit sind, und wir müssen sagen, wohin die Reise gehen soll."

Es geht auch anders

Seither trifft sich dieser Branchenausschuss mindestens 4mal jährlich - schon im Vorfeld koordinieren sich die Betriebsräte und besprechen, was sie von der GMTN fordern. Seither hat sich in dieser Branche einiges getan: 1) Es gibt eine interne Homepage, auf die nur die Betriebsräte der Zeitarbeit zugreifen können, um schnell und einfach Informationen auszutauschen. 2) Auf der GMTN-Homepage gibt es nun einen eigenen Link nur für Zeitarbeit 3) Die Betriebsräte haben einen Folder erarbeitet, der auf allen AMS, AK aufliegen wird, um zukünftige ZeitarbeiterInnen über ihre Rechte zu informieren. 4) Ein zweiter Folder dient als Beilage zum KV und wird an alle Beschäftiger-Betriebsräte verschickt, um diese auf die Probleme in der Zeitarbeit aufmerksam zu machen. 5) Die Betriebsräte versuchen gerade über politische Kontakte in den Bundesländern, ein neues Kontrollorgan für Zeitarbeitsfirmen von Seiten des Landes über die einzelnen Landtage einzuführen.

Was den Betriebsräten aber am Wichtigsten ist: Sie bestimmen jetzt und müssen von der Gewerkschaft gefragt werden. So wurden die BetriebsrätInnen wieder zu einem wichtigen Instrument in einem Teilbereich der Gewerkschaft.

Dieses Modell wollen Klaus Kotschnig und seine Kollegen nun auch auf die anderen 12 Branchen in der GMTN und die anderen Einzelgewerkschaften ausweiten. Das Ziel formuliert Klaus Kotschnig so: "Wir wollen, dass die Betriebsräte ihre Macht erkennen." Die Gewerkschaft soll in Zukunft umsetzen, was in den Branchenausschüssen von den Betriebsräten beschlossen wird.

Jetzt kommt es drauf an, dass von unten genügend Druck gemacht wird. Eine demokratische und kämpferische Gewerkschaftsbewegung ist in Zukunft notwendiger denn je!

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