Post-Kollektivvertragsverhandlungen 2010: Wer verhandelt für wen?

Die Gehaltsverhandlungen 2010 sind abgeschlossen. Die VerhandlerInnen rühmen sich mit einem Prozentsatz von 1,65% deutlich über der Inflationsrate, die für das Jahr 2009 mit 0,5 Prozent veranschlagt wurde, zu liegen. Abgesehen davon preisen sie den Sockelbetrag von 25 Euro als 2,3prozentigen Lohnzuwachs bei den Niedriglöhnen an. Wir erkennen hier einen Hauch von Sarkasmus seitens der Gewerkschaftsbürokratie, wenn wir bedenken, dass 25 Euro für MitarbeiterInnen der österreichischen Post AG schon einen Zuwachs von gar 2,3 % bedeuten.

Der eigentliche Affront gegen die Belegschaft ist jedoch der Abschluss auf die Dauer von eineinhalb Jahren. Wieder einmal wurde von einem Verhandlungsteam, das ganz bestimmt keine Legitimität von den Beschäftigten hat, ein Ergebnis ausverhandelt, ohne uns MitarbeiterInnen einzubinden oder gar das Ergebnis einer Urabstimmung zu unterziehen. Die bei den Verhandlungen zu Grunde gelegte Inflationsrate beinhaltet Preisdrücker wie Flachbildschirme, Laptops, Billigflugreisen usw. Dinge die wir jedoch zum täglich Leben brauchen, schlagen sich darin nur sehr gering nieder. Die Inflationsrate der lebenserhaltenden Mittel alleine läge zwei bis drei Mal so hoch. Nehmen wir an, die Investitionen in die heimische Wirtschaft springen, wie WirtschaftsforscherInnen behaupten, Ende des Jahres 2010 wieder an. Die Nachfrage wird steigen, die Produkte finden sich überteuert am Markt wieder und die Beschäftigten der Post können ein halbes Jahr länger auf den Inflationsausgleich warten.

Warum 1,65% bei abermaligen Gewinn? Ein fürs Kapital recht ansehnlicher Lohnanstieg, der für uns Beschäftigte in einem Jahr aber nichts mehr wert sein wird. Nicht nur Steuererhöhungen, um das maßlose Budgetdefizit dank einiger Bankenrettungspakete zu senken, sondern auch das Unternehmen wird weiter an der Lohnkostenschraube drehen. Zulagen, Prämien und weitere Sonderzahlungen zu streichen sind das Steckenpferd und mit Sicherheit auch die Themen des neuen Generaldirektors Pölzl im Jahr 2010, der den AktionärInnen und nicht "seinen" Beschäftigten verpflichtet ist. Bei einem Gesamtgewinn vor Steuern (EBIT) von knapp 94 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen (Jänner-Oktober 2009) bleibt uns vom Kuchen immer weniger.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Abschlusses startete auf der FSG-Homepage eine Umfrage über diesen mit folgenden Auswahlmöglichkeiten: mit dem Abschlussergebnis wurden meine Erwartungen erfüllt, übertroffen bzw. als dritte Möglichkeit nicht erfüllt, konnten wir im Nachhinein (!!!) mitbestimmen. Das Demokratieverständnis der BerufsfunktionärInnen befindet sich weiter im freien Fall ohne auf Widerstand zu stoßen.

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