Betriebsbericht von der Post AG: Management setzt sich gegen Gewerkschaft durch

Am 01. Juni 2008 hat die Unternehmensleitung bei der Post AG begonnen, die Sparpläne gegen den Willen der Gewerkschaft umzusetzen. Bei den Briefzustellbasen werden zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Arbeitsplätze eingespart. Eine Rationalisierung ist durch die neuen Zustelltische zwar gegeben, aber nicht in dem Ausmaß der Einsparungen. Da die KollegInnen schon jetzt an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten, hat sich eine hohe Bereitschaft zum Widerstand gegen die Erhöhung der Arbeitsintensität entwickelt. Als Abwehrreaktion erwarten viele Bedienstete Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft.

Die Reaktionen der Gewerkschaftsfraktionen sind unterschiedlich. Die Christlichen GewerkschafterInnen fordern Kampfmaßnahmen bis hin zu regionalen und bundesweiten Streiks. Die Sozialdemokratische Fraktion führt Zeiterfassungen durch und will dann streiken, wenn die Mehrbelastungen nicht bezahlt werden (, wobei offene Ansprüche bisher nicht eingeklagt wurden).

Diese Strategie bedeutet eine wesentliche Änderung, da bisher bei großen Änderungen Abstimmungen in der Belegschaft gemacht wurden. Vermutlich hatte die Spitze der GPF Angst, die Mehrheit der Bediensteten könnte diesmal, anders als bei der Privatisierung, für einen Streik stimmen. Dass die sozialdemokratische Gewerkschaftsspitze eine ernsthafte Auseinandersetzung scheut, liegt daran, dass die Strukturen an der Basis für einen erfolgreichen Streik noch ungenügend aufgebaut sind. Die Erfahrungen mit dem Streik gegen die Pensionsreform haben gezeigt, dass eine von oben angeordnete Arbeitsniederlegung auch dann nicht zur Gänze befolgt wird, wenn diese vom Unternehmen toleriert wird. Leider wurde seither aber nicht aktiv daran gearbeitet, dieses Problem zu beheben.

Diese Streikabstinenz hat zu einer großen Enttäuschung innerhalb der Belegschaft geführt. In einzelnen Zustellbasen treten die Bediensteten vermehrt aus der Gewerkschaft aus. Dies ist sicher der falsche Weg um seinen Unmut zu zeigen, da die Gewerkschaft dadurch in einer schwierigen Phase geschwächt wird. Im Zuge der Liberalisierung der Postdienstleistungen werden sich die Angriffe auf die Rechte der KollegInnen weiter verschärfen und diese können nur mit einer starken und kampfeswilligen Gewerkschaft abgewehrt werden.

Es bleibt nur zu hoffen, dass nun endlich mit der Aufbauarbeit an den Dienststellen begonnen wird und Betriebsgruppen gegründet werden, die die Voraussetzung sind, um sich gegen die geplanten weiteren Angriffe des Unternehmens durchsetzen zu können. Wir haben heute schon mit dieser Arbeit begonnen.

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