Interview mit Christian Strobl, Betriebsrat in der Oberösterreichischen Energie AG

Wie stehst Du zum geplantem Verkauf von Anteilen der Energie AG?

Energieversorgung, Wasserversorgung und Müllentsorgung zählen neben Gesundheits- und Sozialdienstleistungen zu den Basisdiensten für die Bürgerinnen und Bürger. Die so genannte "Daseinsvorsorge" muss für alle leistbar, hochwertig und flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Bei einem Börsegang der Energie AG wäre dies, unter anderem wegen des starken Gewinnstrebens des Unternehmens (AktionärInnen, Aktienkurs, .) nicht erste Priorität, wie wir anhand vieler internationaler Beispiele nachvollziehen können.

Was hält die Belegschaft der Energie AG davon?

Ich bin mir sicher, dass eine Vielzahl unserer Kolleginnen und Kollegen einen Börsegang ablehnen. In persönlichen Gesprächen wird mir aber signalisiert, dass unter der KollegenInnenschaft eine gewisse Verunsicherung, ja Angst, besteht, wenn sie offensiv eine ablehnende Haltung vertreten würden.

Der Verkauf wird ja von der schwarz dominierten Betriebsratskörperschaft merheitlich unterstützt. Wie könnte da die FSG trotzdem noch einen Stimmungsumschwung in der Betriebsratskörperschaft und unter den KollegInnen einleiten?

Bei der schwarzen Betriebsrats-Mannschaft sehe ich keine Chance auf einen Meinungsschwenk. Der ÖAAB/die FCG haben sich festgelegt, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Oder anders formuliert: Mit einer anderen Haltung als ihrer jetztigen, würde man ja den "Erzfeind - die Roten" unterstützen. Für diese firmenfreundliche Haltung wurde der Betriebsratvorsitzende mit einem Abteilungsleiterjob in der Holding belohnt. Bei den Kolleginnen und Kollegen kann ich nur auf eine gewisse Zivilcourage hoffen und sie bitten, die Einleitung der BürgerInnenbefragung zu unterstützen.

Glaubst Du, dass der Verkauf allein durch das Erreichen der 81.000 Unterschriften verhindert werden kann, oder sind da noch andere (gewerkschaftliche) Maßnahmen notwendig?

Vordringlich erachte ich zur Zeit, dass die 81.569 Unterschriften erreicht werden. Es ist zwar ein mühsamer Weg dorthin, aber wenn man mit den Menschen spricht, sind sie bereit aufs Gemeindeamt zu gehen und zu unterschreiben. Daher ist es mir auch wichtig zu erwähnen, dass sich auch parteiunabhängige Organisationen gegen einen Börsegang unserer Energie AG aussprechen und tatkräftig mithelfen, die notwendigen Unterschriften zu sammeln.

Die SPÖ OÖ hat ja die Kampagne gegen den Verkauf der Energie AG initiiert. Was erwartest Du Dir von der Bundes-SPÖ als Unterstützung für diesen Kampf?

Lokal keine - global aber volle Unterstützung! Ich bin der Überzeugung, dass auch von der Bundes-SP der Kurs der SP-OÖ unterstützt wird. Denn es muss unser gemeinsames Anliegen sein, einen Ausverkauf von lebenswichtigen Infrastrukturbetrieben zu verhindern und diese nicht der Gewinnmaximierung zu unterwerfen.

Das Interview führte Martin Wieland
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