Heut entfällt der Unterricht: Schulstreik in Vorarlberg

Am Mittwoch, den 18. März, demonstrierten in Dornbirn nach kürzester Vorbereitungszeit (4 Tage!) über 1.000 SchülerInnen von 20 Schulen aus ganz Vorarlberg im Rahmen eines Schulstreiks unter dem Motto "Eure Krise zahlen wir nicht!".

Der Schulstreik war eine eigenständige Initiative von SchülerInnen aus 10 Schulen Vorarlbergs, die von der Sozialistischen Jugend Vorarlberg unterstützt wurde.

Gegen 9 Uhr trafen immer größere Gruppen von SchülerInnen ein, der Bahnhofsvorplatz füllte sich. In einer Schule hatte der Streikaufruf einen solchen Anklang, dass die gesamte Schule leer stand und sich alle 200 SchülerInnen in einen Regionalzug zwängten, um zur Demonstration fahren zu können. Kurz nach 9 Uhr war klar: Über 1.000 SchülerInnen aus dem gesamten Land waren dem Aufruf gefolgt und waren bereit, unter dem Slogan "Eure Krise zahlen wir nicht" ihren Standpunkt zu den Plänen von Regierung und Wirtschaft klarzumachen.

Zahlreiche Medien waren anwesend – jedoch wurde bei der Berichterstattung über die Anzahl der DemonstrantInnen maßlos untertrieben (Vorarlberg online schrieb sogar von nur 200). Weder die Angst vor Repressionen durch etwas uneinsichtige LehrerInnen oder DirektorInnen noch die Angst, Tests oder sogar Schularbeiten zu verpassen, hielt die SchülerInnen davon ab, solidarisch mit den Lohnabhängigen und für ein neues und demokratisches Schulsystem auf der Straße einzutreten.

Die Stimmung war aufgeheizt. SchülerInnen schnappten sich das Megaphon und skandierten Sprüche wie "Heut entfällt der Unterricht – Eure Krise zahl‘n wie nicht!" Begleitet von weiteren Parolen wie: "Wir sind nicht eure Opferkälber – Zahlt euch eure Krise selber" und "solidarisieren – mitmarschieren!" zogen die Jugendlichen mit Transparenten und roten Fahnen durch Dornbirn.

Die SchülerInnen forderten die Einstellung von mehr JunglehrerInnen und eine Bildungsmilliarde. Die Intention der Protestierenden war auch eine eindeutig antikapitalis-tische: Als bei einer Zwischenrede vor dem Stadtgymnasium der Redner auf die Auswirkungen unseres Gesellschaftssystems hinwies und seine Rede mit den Worten beendete: "... wir wissen, was das für ein System ist – es nennt sich Kapitalismus und wir werden alles daran setzen, es zu zerschlagen!", brach die Menge in tosenden Applaus aus. Daraufhin sprangen hunderte über die Zäune des Stadtgymnasiums, skandierten "usse – usse!" (raus – raus!) und versuchten ihre KollegInnen aus der vom Direktor zugesperrten Schule herauszuholen, um damit die Demonstration zu vergrößern.

Anschließend marschierte die Demo lautstark weiter. "Wir machen alle Klassen dicht – denn eure Krise zahlen wir nicht!" Mehrere UnterstützerInnen der neuen linken SchülerInnenzeitung SIGNAL gingen durch die Menge, um die Zeitung zu verteilen. Der Andrang war so enorm, dass die VerteilerInnen schlussendlich einfach große Stückzahlen an diverse SchülerInnen abgaben, die diese wiederum weiter verteilten. Wieder zurück am Bahnhof wurde bei der Abschlusskundgebung noch einmal ordentlich die Stimmung angeheizt.

Danach wurden alle noch zum "SchülerInnenplenum" eingeladen, wo diskutiert wurde, wie es weitergehen soll. Die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten waren allerdings zu klein für alle Interessierten – und so versammelten sich 150 SchülerInnen einfach auf dem Vorplatz des Jugendzentrums, um dort via Megaphon zu diskutieren und schlussendlich per Akklamation zu beschließen, dass die SchülerInnen im Falle eines LehrerInnenstreiks erneut unter dem Slogan "Eure Krise zahlen wir nicht!" solidarisch auf die Straßen gehen werden. Weiters werden die SchülerInnen alles daran setzen, mit voller Kraft auf die bundesweite antikapitalistische Großdemonstration in Wien am 28. März zu mobilisieren.

Überdies wollten viele Jugendliche bei der SJ aktiv werden und kamen schon zu SJ-Treffen. Diese Stimmung zeigt, dass auch viele SchülerInnen merken, dass die Wirtschaftskrise bald auch sie betreffen könnte und dass ihr einziges Kapital – Wissen und Bildung – nicht zurückgestutzt werden darf. Dieser Streik soll also auch ein Input für die LehrerInnen und alle anderen Lohnabhängigen sein, sich nicht alles gefallen zu lassen und auf die Straße zu gehen, wenn es darum geht, ihre Interessen zu verteidigen.

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