Einigung bei SIS - Siemens verzichtet auf die Kündigung von 632 MitarbeiterInnen - Betriebsrat bleibt kampfbereit
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- Erstellt am Dienstag, 04. August 2009 14:47
- von Ataollah Samadani, Vorsitzender des Betriebsrates SIS & CT
Mit der am Montag, 3.8. unterzeichneten Vereinbarung zwischen dem Vorstand und dem Betriebsrat SIS & CT konnte eine Einigung im Kampf um die 632 Kündigungen in der Softwaresparte SIS (ehem. PSE) der Siemens AG Österreich erzielt werden.
Nach extrem schwierigen Marathonverhandlungen in den letzten Tagen konnten wir unsere Vorstellungen letztendlich durchsetzen: Die vor zwei Wochen bereits in den Medien kolportierte, aber bisher nirgends schriftlich fixierte ExpertInnengruppe wird sich ab sofort mit der Entwicklung von Alternativlösungen zu den vom Unternehmen geplanten Kündigungen beschäftigen. Bis zum Ende der Tätigkeiten dieser Gruppe, die von externen ExpertInnen geleitet wird, verzichtet Siemens auf die bereits beim AMS angemeldeten Kündigungen.
MitarbeiterInnen, die in der Zwischenzeit freiwillig die Firma verlassen wollen, wird der Abgang finanziell versüßt.
Die Verhandlungen wurden zuletzt durch wenig hilfreiche Zurufe von wohlmeinenden, selbsternannten Rettern und die dadurch entstandene mediale Verwirrung erschwert und standen mehrmals vor ihrem endgültigen Scheitern. Die unqualifizierten Äußerungen des Konzernsprechers und die Instrumentarisierung des Zentralbetriebsratsvorsitzenden durch die SAGÖ hätten beinahe einen sehr schweren Arbeitskampf ausgelöst.
Als letzte Hürde vor dem Durchbruch in den Verhandlungen galt es noch, die vom Unternehmen in der Öffentlichkeit platzierten Absichtserklärungen, dass man "davon ausgehe, ohne Kündigungen auskommen zu wollen", in eine schriftlich fixierte Form zu bringen.
Nach zähem Ringen verzichtete die Firma schließlich schriftlich, die Kündigungen auszusprechen, solange die Arbeitsgruppe tätig ist.
Mit der jetzt erzielten Einigung räumen wir dem Unternehmen die Chance ein, ein innovatives Gesamtkonzept für die Softwareentwicklung bei Siemens zu erstellen. Wir erwarten von den Verantwortlichen, so rasch wie möglich konzeptionelle und vertriebliche Erfolge zu präsentieren.
Wir werden sehr genau darauf achten, dass die Firmenverantwortlichen die nun gewonnene Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Es darf niemand glauben, sich nun zurücklehnen zu können und die Softwareindustrie den Bach runtergehen zu lassen. Die jahrelangen Versäumnisse des Vorstandes haben schließlich zur jetzigen Situation geführt.
Auch aus diesem Grund werden wir weiterhin wachsam bleiben und notfalls unseren Kampf um die Arbeitsplätze wieder aufnehmen. Denn der Arbeitskampf ist noch nicht zu Ende. Wir nehmen deshalb auch keinen unserer Beschlüsse zurück. Sowohl unser Streikbeschluss als auch der Einspruch bei der Staatlichen Wirtschaftskommission bleiben solange aufrecht, bis uns die Firmaverantwortlichen eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lösung für die Softwaresparte in Österreich präsentiert.
Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz!