Zurück ins 19. Jahrhundert? - Unvorstellbare Zustände bei der Reinigungsfirma "Saljablitz"

Anfang Mai haben Patrycja und Tamara, beide aktiv in der SJ Vorarlberg, in Ermangelung einer Lehrstelle einen Job annehmen müssen, den sie über ein kleines Inserat in den "Vorarlberger Nachrichten" gefunden haben. Dem Inserat waren nur eine Telefonnummer und die Information, dass Putzkräfte gesucht werden, zu entnehmen. Für die Mädchen war klar: Wir machen den Job, wir brauchen Geld und wollen nicht sinnlos unsere Zeit verbringen. So stellte Patrycja am darauffolgenden Montag den Kontakt zur Firma her. Treffpunkt für das Vorstellungsgespräch war nicht etwa ein Unternehmenssitz (zu dem es unterschiedliche Angaben gibt), sondern die Privatwohnung der "Chefin".

Nach diesem Gespräch hatte Patrycja einen Job. Sie sollte am Mittwoch arbeiten und erst mal als "Praktikantin" angestellt werden, um daraufhin fix bei der Sozialversicherung angemeldet zu werden. Am Donnerstag war dann auch für Tamara der erste Arbeitstag. Auch ihr wurde versprochen, angemeldet zu werden. Doch von technischen "Nebensächlichkeiten" wie Arbeitsrecht oder Versicherung war bald nichts mehr zu hören. Vom ersten Tag an mussten die beiden 16jährigen bis zu zwölf Stunden arbeiten, bis zu 70 Stunden in der Woche für gerade einmal 7 € die Stunde! Die versprochene Entlohnung haben sie nie erhalten, der einzige Lohn war der permanent sklavInnentreiberische Ton der "Chefin" und des Inhabers.

Die Firma Saljablitz spielt zweifellos in der ersten Liga der AusbeuterInnen. Aber es ist wie im Sport: Spitzenleistungen basieren auf Breitensport. Überall verschärfen sich die Arbeitsbedingungen, besonders für uns Junge. Eine Lehrstelle zu bekommen, ist ein Spießrutenlauf. Unter Dutzenden BewerberInnen suchen sich die PersonalchefInnen die für sie "Geeignetsten" aus. Kann mensch dies und das? Ist mensch hübsch genug? Vermittelt mensch die richtige Dosis zwischen Selbstbewusstsein und Unterwürfigkeit? Und dann eine lange Probezeit und Wettbewerbe. Mensch wird ausgetestet, ob er/sie auch mallänger arbeitet, dem/r ChefIn einen Gefallen macht, auf den freien Tag verzichtet, Arbeitsschutzbestimmungen ignoriert etc. Wem es so geht, der/die gehört schon zu den Glücklichen. Die Unglücklichen kommen in die "Lehrwerkstätte"; werden dort an Firmen verliehen, und verdienen dort gleich mal 200, 300, 400 € weniger im Monat als ihre fix angestellten Kollegen und Kolleginnen.

Doch wirklich mies geht es denen, die nicht mal in eine solche "Überbetriebliche Ausbildungsstätte" kommen. Die wiederholen das Poly, hängen herum, und müssen notgedrungen in Unternehmen wie der Putzfirma Saljablitz arbeiten. Und die haben dann noch solche Leute wie den "Sozialminister" am Hals, der glaubt, Jugendliche zum Lernen und Arbeiten zwingen zu müssen. Der glaubt, dass wir faul seien und dumm, nicht Deutsch können, und der uns zur Ausbildung "verpflichten" will. Wir fragen uns: Wo wohnt dieser arrogante Kerl?

Die Sozialistische Jugend und das Lehrlingskollektiv "Rotor" starten deshalb diese Initiative und fordern:

  • Um den Lehrstellenmangel zu beheben und die Defizite der betrieblichen Ausbildung auszugleichen: Lehrwerkstätten in öffentlicher Hand, finanziert von den Unternehmen!
  • Damit Langeweile und Perspektivlosigkeit die Jugend nicht zerstören: Abschaffung der Polys und Einführung der Gesamtschule bis zur 9. Schulstufe!
  • Damit Lehrjahre auch "Herrenjahre" sind: Voller Kündigungsschutz für Lehrlinge. Lehrlinge sollen statt einer Lehrlingsentschädigung ein echtes Gehalt beziehen, von dem sie selbstständig leben können.

Lassen wir Saljablitz und Co. nicht zur Normalität werden: Sei dabei, kämpft mit uns in Gewerkschaft, Sozialdemokratie und am Arbeitsplatz für unsere Sache! Komm vorbei zu unseren Treffen und erfahre mehr über die SJ und den "Rotor"! Sei dabei beim LeserInnentreffen des "Rotor"!

Rotor-LeserInnentreffen:

Wann: Sonntag, 19.06., um 14 Uhr

Wo: Vorarlberger Hof, Dornbirn

Wir sind ÖGB is powered by Joomla!®