Schließung von Bombardier in Aachen (Deutschland) droht

In Aachen soll der Waggonbaubetrieb von Bombardier geschlossen werden, weil angeblich die Folgeaufträge fehlen. Davon wären insgesamt 600 KollegInnen betroffen (darunter 200 LeiharbeiterInnen).

Bombardier ist weltweit der drittgrößte Flugzeughersteller nach Boeing und Airbus. Der Luftfahrtsektor trägt mehr als 50 Prozent zum Gewinn des Konzerns bei. Bombardier ist aber auch Partner von Siemens beim Bau des auch in Österreich eingesetzten ICE. Derzeit verfügt der Konzern über Aufträge in Milliardenhöhe. Demensprechend betrug der Bruttoumsatz z.B. 2008 17,5 Milliarden US-Dollar, die von rund 70.000 Beschäftigten in 60 Ländern erwirtschaftet werden.

Acht Standorte von Bombardier mit insgesamt ca. 5.700 KollegInnen befinden sich in Deutschland. Drei davon (Kassel, Hennigsdorf und Görlitz) sind auf Jahre ausgelastet. Bombardier will dort sogar noch mehr LeiharbeiterInnen einstellen, um die bestehenden Aufträge erfüllen zu können. Die Auftragslage ist also ausgezeichnet, selbst das Werk in Aachen hat noch zwei Großaufträge zu erfüllen.

Aber im modernen Kapitalismus geht es nicht darum, sondern um einen möglichst hohen Profit. Wenn dieser nicht permanent gesteigert werden kann, kommt es zu Kurzarbeit, Entlassungen oder gar Werksstillegungen. Selbstverständlich tragen auch die billigeren LeiharbeiterInnen zu einer Steigerung des Profites bei. Im konkreten Fall zeigt also der Kapitalismus sein wahres unmenschliches Antlitz. Es geht hier nicht um rote Zahlen. Es geht auch nicht um zu wenige Aufträge bzw. zu wenig Arbeit (so müssten z.B. die bestehenden Verträge des Werkes in Aachen von anderen Werken übernommen werden), sondern schlicht und einfach darum, dass die Profitraten noch weiter gesteigert werden können.

Gegenwehr

Die Empörung in Aachen ist groß. Die Region ist ohnedies von Entlassungen und Arbeitslosigkeit übermäßig betroffen, in zahlreichen anderen Betrieben gibt es ernsthafte Probleme. Die Solidarität mit den KollegInnen im betroffenen Werk ist daher stark – bis 19.11. wurden über 22.000 Unterschriften für die KollegInnen gesammelt, am 13.11. haben über 2.000 arbeitende Menschen für sie demonstriert.

Die KollegInnen selbst diskutieren derzeit über Dienst nach Vorschrift und haben bereits eine Sonderschicht verweigert. Doch das wird nicht reichen, wie ein Runder Tisch Anfang November gezeigt hat, als die ManagerInnen Gemeinde- und LandespolitikerInnen inklusive des Oberbürgermeisters von Aachen ohne mit der Wimper zu zucken abblitzen ließen und nicht einmal bereit waren auch nur über die Schließung zu verhandeln.

Tatsächlich muss das Ziel aber lauten, das Werk zu erhalten. Es gibt genug Aufträge, also gibt es auch genug Arbeit für die KollegInnen. Die Firma macht Profit, also kann sie sich die Löhne auch leisten. Unter diesen Bedingungen wäre eine Stilllegung des Werkes eine Perversion. Und es geht auch um die Vorbildwirkung für ganz Deutschland. Schließlich scheint derzeit die Schließung des Opel-Werkes in Bochum einmal mehr beschlossene Sache zu sein.

Wie das verhindert werden kann zeigen die KollegInnen von Bombardier in Nordamerika. Dort wird momentan das Werk in La Pocatiere (Kanada) bestreikt, weil die 330 ArbeiterInnen die neuen Arbeitsverträge im November abgelehnt haben. In Wichita (USA) streikten die ArbeiterInnen bei Bombardier über fünf Wochen, bevor sie stark verbesserte Arbeitsverträge bekamen. Diese Beispiele zeigen einmal mehr, dass Werksschließungen, Entlassungen und die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen nur verhindert werden können, wenn die KollegInnen gemeinsam nach einer demokratischen Debatte und Entscheidung kämpfen.

Im konkreten Fall muss es eine ihrer Forderungen sein, dass das Unternehmen seine gesamten Geschäftsbücher öffnet, so dass vor den Augen der Öffentlichkeit klar wird, dass es nicht den Funken eines wirtschaftlichen Grundes gibt, das Werk in Aachen zu schließen. Und wenn auch das nicht reichen sollte, um jede einzelne Entlassung zu verhindern, dann muss das Werk unter Kontrolle der Beschäftigten entschädigungslos verstaatlicht werden.

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