Verwirrte ArbeitnehmerInnenschaft in Britannien

Wirtschaftskrisen und Arbeitsplatzverlust waren schon immer ein guter Nährboden für die rechten RattenfängerInnen – zumindest solange die Linke den genannten Auswirkungen des Kapitalismus keine breit akzeptierte Alternative entgegen setzen konnte. Wir alle kennen z.B. die Geschichte frühen 1930er-Jahre in Deutschland, wo der Faschismus gestützt auf Teile der ArbeiterInnenschaft die Macht errang.

Ein aktuelles Beispiel in Britannien, das u.a. darauf abzielt, das Recht auf Arbeit für die "eigene Bevölkerung" zu sichern, läuft Gefahr, sich als gezielter Protektionismus von unten zu entwickeln. Natürlich trifft die Wirtschaftskrise die Insel besonders hart. Allein für den Monat Februar rechnet das britische Arbeitsministerium mit einem Anstieg der Arbeitslosen um 300.000 auf zwei Millionen Menschen. Bis Ende des Jahres rechnet die britische Regierung mit rund drei Millionen Arbeitslosen.

Der Konkurrenzdruck um die verbleibenden Stellen löste am 4. Februar 2009 auch den Streik in einer Raffinerie in Lincolnshire aus. Die ansässige Belegschaft erfuhr, dass die neue Entschwefelungsanlage der Raffinerie ausschließlich von italienischen und portugiesischen ArbeiterInnen erbaut werden sollte. Hierbei geht es um ca. 400 Jobs, die mit ArbeiterInnen besetzt werden sollen, die nichts anders tun, als der heimischen Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Sympathiestreiks in den umliegenden Betrieben entwickelten die Parole "Britische Arbeitsplätze für britische Arbeiter, nehmt zuerst Briten", die von der regierenden Labour Party und ihrem Vorsitzenden Brown immer benutzt wird.

Kämpft dieser Streik jetzt also gegen die Verarmung oder richtet er sich ausschließlich gegen die im Land arbeitenden AusländerInnen? Die Linke wie auch die Gewerkschaften zeigen sich im Moment noch verwirrt. Die Rechte, allen voran die British National Party, nannte es einen "großartigen Tag für den Nationalismus". Die Streiks zu beenden fällt der Gewerkschaft UNITE schwer; sie hat diese zwar nicht organisiert, jedoch sind einige BetriebsrätInnen federführend an dieser landesweiten Kampagne beteiligt. Die Gewerkschaft versucht nun trotzdem den Streik beizulegen, und fordert die Regierung auf, Druck auf die Bauunternehmen auszuüben, größere Projekte ausschließlich an britische Unternehmen zu vergeben, um britische ArbeiterInnen am heimischen Arbeitsmarkt zu bevorzugen.

Nun sollte den Lohnabhängigen aber klar werden, wer dieses Szenario in Wirklichkeit heraufbeschworen hat. Unternehmen, deren Taktik in der bewussten Spaltung der Beschäftigten liegt, fahren aufgrund des fehlenden Klassenbewusstseins der Lohnabhängigen und des Druckes der Ego-Gesellschaft Erfolg um Erfolg ein. Der Arbeitsmarkt im Kapitalismus lässt den Unternehmen die Freiheit, mit Personal, Lohndumping und Repressalien in den Dienstverhältnissen den Konkurrenzdruck innerhalb der ArbeiterInnenklasse zu schüren.

Die Gewerkschaften und die ArbeiterInnenparteien aller Länder haben daher die Pflicht, die Lohnabhängigen im Sinne des Internationalismus zu einen, um BNP&Co das Wasser abzugraben. Nur gemeinsam können wir nämlich unsere Arbeitsplätze verteidigen. Und daher ist es vollkommen egal, ob der/die KollegIn neben mir aus dem gleichen oder einem ganz anderen Land kommt. Daher ist es auch vollkommen egal, ob die Arbeitsplätze in unserer eigenen Bude oder einer anderen, in Österreich, Britannien oder einem ganz anderen Land vernichtet werden. Nur gemeinsam können wir all unsere Arbeitsplätze verteidigen, egal wo diese sind und egal, wo wir herkommen. Daher müssen wir das Gift des Nationalismus, welches nur unserer Spaltung und damit Schwächung dient, aufs Allerschärfste bekämpfen – auch und insbes. in den Reihen der ArbeiterInnenbewegung!

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