Resolution zur kommenden Lohnrunde

Schon jetzt zeichnet sich angesichts der höchsten Inflationsrate seit 15 Jahren einerseits und der schwachen Konjunkturentwicklung andererseits ab, dass die kommende Lohnrunde "lang, hart und brutal" werden wird. Die Industriellenvereinigung warnt bereits jetzt vor "zu hohen Lohnforderungen". Hochrangige Gewerkschaftsvertreter fordern hingegen, dass "den Beschäftigten was in der Geldbörse bleibt."

Trotz dieses ersten Säbelrasselns muss uns bewusst sein, dass die Gewerkschaftsspitze von sich aus den Kurs einer moderaten Lohnpolitik der vergangenen Jahre nicht verlassen wird. Zu viele Aussagen relativieren bereits jetzt die Forderung nach einem Teuerungsausgleich. Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, etwa stellte fest, dass die Lohnforderungen der Gewerkschaft aus der "alt bewährten Formel Inflation + Produktivitätssteigerung + Standortsicherung" (?) berechnet werden. Im Vorfeld wolle man jedoch die Forderungen nicht öffentlich machen ...

Schon in der vergangenen Lohnrunde wurden die Lohnerhöhungen von der hohen Inflation und der kalten Steuerprogression mehr als weggefressen. Wer die Reallöhne und den Lebensstandard verteidigen will, der muss sich in den Gewerkschaften für einen Kurswechsel in der Lohnpolitik einsetzen.

Gewerkschaftsdemokratie statt Sozialpartnerschaftslogik

Die KV-Verhandlungen dürfen nicht länger nur Aufgabe der "ChefverhandlerInnen" aus dem Gewerkschaftsapparat sein und hinter verschlossenen Türen geführt werden. Der KV geht uns alle etwas an.

Deshalb fordern wir:

  • eine demokratische Diskussion in Betriebsversammlungen über die gewerkschaftlichen Forderungen in den KV-Verhandlungen.
  • die Abhaltung von BetriebsrätInnnenkonferenzen, wo die Forderungen, mit denen die Gewerkschaft in die Verhandlungen geht, beschlossen werden.
  • das Ergebnis der Verhandlungen muss in Urabstimmungen von den Beschäftigten mehrheitlich angenommen werden.

Sollte die Gewerkschaftsführung auch diesmal nicht bereit sein, unseren Lebensstandard und unsere Kaufkraft zu verteidigen, müssen wir das Einfrieren der Gewerkschaftsbeträge ernsthaft in Erwägung ziehen.

Kampf gegen Teuerung und für Umverteilung

Die politische Ebene bleibt uns Lohnabhängigen in den kommenden Monaten nach dem Ende der Regierung und den zu erwartenden langwierigen Koalitionsverhandlungen versperrt. Wir können nicht länger auf eine Steuerreform oder ernsthafte politische Maßnahmen im Kampf gegen die Teuerung warten. Unser einziges Mittel zur jetzt dringend notwendigen Sicherung des Lebensstandards und der Kaufkraft bleibt der Lohnkampf.

Deshalb fordern wir:

  • ein Abrücken von Einmalzahlungen und dem Abtausch von höheren Löhnen gegen noch mehr Flexibilisierung.
  • dass ein Warenkorb als Grundlage für die Lohnrunde hergezogen wird, der die tatsächlichen Lebenskosten der Lohnabhängigen widerspiegelt.
  • Lohnerhöhungen, welche die reale Inflation abdecken UND nach Jahren der Rekordprofite und gleichzeitig der Reallohneinbußen eine Umverteilung zu den Lohnabhängigen bringen. Wir lassen uns nicht länger erpressen!
  • die Einführung einer Gleitenden Lohnskala, d.h. die Kollektivverträge müssen die automatische Erhöhung der Löhne gleichlaufend mit den Preissteigerungen bei den Produkten des täglichen Gebrauchs garantieren. Demokratisch gewählte Kontrollkomitees der Beschäftigten müssen laufend die Übereinstimmung der monatlichen Lohnerhöhungen mit der Inflation überprüfen.

Für eine kämpferische Gewerkschaft

Mit einem Kuschelkurs können wir unsere Interessen nicht durchsetzen. Die Unternehmer setzen längst auf eine härtere Gangart. Bei der kommenden Lohnrunde wird es zu einer Reihe von schwierigen Verhandlungen kommen. Deshalb braucht es einen kämpferischen Kurswechsel.

Wir fordern daher:

  • gewerkschaftliche Mobilisierungen auch während der Verhandlungen.
  • kollektive Kampfmaßnahmen (Demonstrationen, Streiks) sobald die Unternehmer auf stur schalten.

Wir rufen alle kämpferischen Betriebsrät/inn/en und Kolleg/inn/en auf sich untereinander in den Einzelgewerkschaften und branchenübergreifend zu vernetzen, um in der Gewerkschaft mit Nachdruck für einen Kurswechsel eintreten zu können. In dieser Lohnrunde geht es um sehr viel, auf diesen wichtigen Kampf müssen wir uns gut vorbereiten.

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