Bericht zum Gewerkschaftstammtisch in Wien am 11.09.2008

Es geht beim Gewerkschaftsstammtisch am 11.09.2008 darum, Solidarität zu leben, Gleichgesinnte zu treffen sowie Erfahrungen und Ideen auszutauschen - alles Dinge die überall in der Gewerkschaft möglich sein sollten, es aber leider nicht sind. Das eigentliche Problem der ArbeiterInnenbewegung besteht darin, dass die Dominanz der FunktionärInnen in den ÖGB-Strukturen nur eine einseitige Kommunikation zulässt, nämlich abwärts vom Betriebsratkaisergremium. Den PersonalvertreterInnen, BetriebsrätInnen und Vertrauenspersonen wird so die Möglichkeit genommen, sich mit ihren Ideen und Verbesserungsvorschlägen einzubringen. Zunehmend wirkt sich dies auch bei den Mitgliedern ohne Funktion aus.

Dies führt nämlich zu mangelndem Vertrauen der ArbeiterInnenklasse in den ÖGB. Eine Analyse, inwieweit der ÖGB die Interessen der einzelnen Mitglieder in der Öffentlichkeit vertritt, wäre hier fehl am Platz, da der Vorsitzende innerhalb seines Verbandes von einem "Stab" spricht und die Fachgewerkschaften sich nur als Teil eines ganzen bezeichnen dürfen.

Dennoch kam während der Diskussion auf dem Gewerkschaftsstammtisch zum Ausdruck, dass es einer Vernetzung bedarf, um Forderungen (unabhängig jeder Ideologie, die dahinter steht) im Sinne des Einheitskampfes durchzusetzen. Ebenso würde es dem Sinn der Demokratie entsprechen, innerhalb der Gewerkschaften den Persönlichkeitswahlkampf einzuführen. Ich halte hier fest, dass der Vorsitzende oder die in den Strukturen der Fachgewerkschaft verankerten FunktionärInnen nicht immer das Maß aller Dinge sind, jedoch die dazugehörige Idee oder das Programm einer Fraktion gut sein können.

Worauf ich hinaus will ist, dass eine gewisse Selbständigkeit oder Autonomie der einzelnen Gewerkschaften im Sinne des Arbeitskampfes einen gewissen Anreiz bietet, der in der Klasse des Proletariats durchaus wieder Interesse wecken kann. Ich spiele hier auch auf die Identitätskrise der ÖGB-Mitglieder an. Die Gründe hierfür werden jedoch seit Jahren von der ÖGB-Spitze vom Tisch gewischt.

Dass sich die Sozialpartnerschaft in den letzten zehn Jahren, trotz florierender Konjunktur, das Wort "sozial" nehmen hat lassen, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass in den KV-Verhandlungen immer wieder auf Wirtschaftsprognosen und Investitionen der jeweiligen ArbeitgeberInnen Rücksicht genommen wurde, obwohl die Gewinne permanent stiegen, zeugt von einer begrenzten Sichtweise des Ganzen und ist somit als Hohn auf die ArbeiterInnenklasse zu bezeichnen. Es bedarf einer Reform der ÖGB-Reform, um mit den KapitalvertreterInnen mitzuhalten sowie einer Sensibilisierung der ArbeiterInnenklasse, um ihr bewusst zu machen, was auf dem Spiel steht.

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