The Pitmen Painters

Das Theaterstück beginnt in einer von Arbeitern gemieteten Halle. Zur Fortbildung finden sich fünf Männer ein, die fortan einen Kurs über Kunstgeschichte besuchen wollen. Ein Professor reist an und zeigt ihnen typische Lehrbuchbilder: Die sixtinische Kapelle, Leonardo und Tizian. Die Männer aber kennen nichts davon und können mit Begriffen wie "Hochrenaissance" einfach nichts anfangen. Ratlosigkeit macht sich breit.

Da beschließt der Professor, die Männer selbst malen zu lassen, um in jeder Unterrichtseinheit anhand der von ihnen gemalten Bilder zu erklären, um was es in der Kunstgeschichte eigentlich geht, was nun Kunst eigentlich ist. Das erste Bild zeigt einen Arbeiter in der Kohlegrube. "Was bedeutet dieses Bild?", fragen sie sich. Es beginnt für die Arbeiter ein Prozess, eine Wechselwirkung der eigenen Erfahrung und der Interpretation ihrer Kollegen. Wo liegt die Bedeutung? Liegt sie im Bild oder beim Betrachter? Warum kann ein Bild gleichzeitig als Verherrlichung und Kritik gelesen werden?

Alle diese Fragen werden im Laufe des Stücks vor dem Hintergrund lebendiger Erfahrung erörtert und diskutiert. Dieses Theaterstück ist ein Streifzug durch die theoretische Kunstgeschichte. Und dabei bleibt immer die Idee im Hintergrund, dass Theorie ohne Praxis keinen Nutzen hat, dass Kunst ohne Erfahrung nicht lebendig werden kann. Darin liegt auch die große Stärke des Stücks. Das Wesen der Kunst und seine das Leben versüßende Wirkung kommen zur Geltung. Das Publikum kann spüren, wie es selbst hautnah die unmittelbaren Dinge seiner Umgebung betrachten und begreifen lernen kann; dass alle Dinge um uns herum nicht tote Materie, sondern Erscheinungen dieser Welt sind, die durch die Kunst eine Art Eigenleben führen können.

Diese Erkenntnis verbindet sich obendrein mit der politischen Sprengkraft der Idee die Kraft der Kunst zu demokratisieren! Es soll keine Hochkultur mehr geben, denn was ist das schon? Der englische Autor des Stücks, Lee Hall, will dem Missverständnis entgegenwirken, dass durch Kultur der Mensch sozial aufsteigt und setzt sich für die Demokratisierung der Kultur ein. "The Pitmen Painters" sind ein historisches Beispiel dafür, dass Kunst demokratisch wirken kann, wenn sie gelebt wird, dass Kunst nicht das Vorrecht einer Elite sein muss. JedeR kann Kunst verstehen. Aber nur im Sozialismus kann sie zum Ausdrucksmittel aller werden.

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