Diese Wende ist zu wenig!
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- Erstellt am Donnerstag, 23. April 2009 10:38
- von Gilbert Karasek, Personalvertreter Wien Energie
Der Aufruf "für eine solidarische, ökologische und demokratische Wende" der Friedenswerkstatt ist Reformismus in neuem Gewande. Wenn der Aufruf tatsächlich zu einer menschengerechten Gesellschaft führen soll, dann braucht er neben der aktiven Unterstützung einen Weg, in welche Richtung der Wandel gehen soll. Soll der Wandel bloß kosmetisch sein, ausgeschmückt mit Losungen, die seit mehr als hundert Jahren immer dieselben sind – "solidarisch, ökologisch und demokratisch" –, aber die Teilung der Arbeit als die kapitalistische Produktionsform erhalten bleibt. Oder soll diese Veränderung über den Kapitalismus hinausgehen, sodass sich endlich der Mensch als Mensch verwirklichen kann.
Will die Menschheit überleben, so bleibt ihr kein anderer Ausweg, als sich von dem bürgerlichen Warenhandel, den kapitalistischen Wirtschaftsprozessen zu trennen. Die Teilung der Arbeit als Folge des Privateigentums, das den Menschen an einem Produktionszweig bindet, macht ihn gegenüber allen anderen Produktionsbereichen blind. Zudem entzieht das Privateigentum der Allgemeinheit jede demokratische Entscheidung über die gesellschaftlichen Produktionsmittel. Diese Zustände nehmen der Menschheit jede mögliche Einflussnahme auf die Krisen, wie dies die heutige Krise wieder einmal beweist. Die Menschheit steht der Anarchie des Kapitalismus ohnmächtig gegenüber.
Erschwerend zur Teilung der Arbeit kommt hinzu, dass das bürgerliche Wirtschaftsystem nur funktioniert, wenn das Geld zirkuliert. Aber der Haken daran ist, dass das Geld nur zirkuliert, wenn sich aus der Zirkulation des Geldes das Geld vermehren lässt. Dass heißt, dass diese Wirtschaftsordnung nur Menschen beschäftigt, wenn sich aus der Beschäftigung heraus das Geld vermehrt. Demnach funktioniert der Kapitalismus nur, wenn er sich aus der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft ernähren bzw. vermehren kann.
Ebenso ist die Natur den unkontrollierbaren Gesetzen des Kapitals ausgeliefert. Die gewaltigen Eingriffe in die Natur, der Raubbau an ihr, ergibt sich aus den Zwängen des bürgerlichen Wirtschaftsystems. Eine Menge an künstlich geschaffenen Bedürfnisse, die den Menschen mehr schaden als nutzen, schaffen nicht nur den Wachstum für das Kapital, sie führt zugleich zu einer ungeheuerlichen Vergeudung an Rohstoffen, zur Zerstörung der Umwelt und schließlich zur Vernichtung des menschlichen Lebensraums. Unter dem Strich: Der Kapitalismus bedroht die Zukunft der gesamten Menschheit. Wir brauchen den Wandel, weil nicht der Mensch, sondern das Kapital die Welt regiert. Wir müssen die Gesellschaft verändern, damit der Mensch nicht mehr dem Kapitalismus dienen muss und sich endlich von der knechtenden Unterordnung der Teilung der Arbeit befreien kann. Erst mit der Beseitigung der Trennung der geistigen und körperlichen Arbeit schafft der Mensch die Voraussetzung, dass sich jedeR frei und allseitig, zu einem universellen Wesen entwickeln kann. Die Verwirklichung des Menschen liegt in der freien Entwicklung eines jeden Einzelnen, sie ist zugleich die Bedingung für die freie Entwicklung aller Menschen.