Die gedopte Gesellschaft: Bis an die Grenzen menschlicher Gesundheit

In den letzten Wochen hat das Wort "Doping" wieder einmal für Aufregung im österreichischen Sport gesorgt, der bereits durch den Skandal der ÖSV-Langläufer bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin schweren Schaden erlitten hat. Etwas versteckt hinter den Aufregern rund um Radprofi Bernhard Kohl und Triathletin Lisa Hüttahler, die den angeblich "sauberen Sport" in den Dreck ziehen, wurde dabei eher verhalten eine viel wichtigere Diskussion geführt, die dem Problem viel mehr an die Wurzeln geht.

Der wahre "Dopingsumpf" befindet sich nämlich nicht in der Spitze, sondern ist bereits längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Um noch kurz beim Sport zu bleiben: Je nach Schätzungen greifen 20 bis 33 Prozent der HobbysportlerInnen bei Wettkämpfen zu unerlaubten Mitteln, um ihre Leistung im Kampf um die sprichwörtlich Goldene Ananas zu steigern.

Viel weiter zieht sich das Problem allerdings, wenn wir uns bewusst machen, wie viele Menschen bereits leistungssteigernde Mittel benötigen, um in dieser immer stärker auf Konkurrenzdenken aufgebauten Gesellschaft allein schon den (Berufs-)Alltag mit seinen ständig steigenden Anforderungen zu bewältigen.

Neben den in Massen von der Pharmaindustrie zur Verfügung gestellten Muntermachern (hier sei etwa Ritalin gegen Konzentrationsstörungen erwähnt), Auffrischern und Stresslösern kommen dabei aber auch durchwegs völlig legale Mittel wie Kaffee, Alkohol und Nikotin zum Einsatz. Selbst die schlechtesten Arbeitsbedingungen können so von der "Maschine Mensch" bewältigt werden.

Dies zeigt aber auch, dass im Kampf gegen "Doping" keine noch so guten Kontrollen, Verbote und in Aussicht gestellte Strafen helfen werden. Das Rennen um noch bessere Leistungen (vielfach auf Kosten der eigenen Gesundheit) wird erst dann beendet werden, wenn in dieser Gesellschaft das beinharte Profit- und Konkurrenzdenken überwunden wird, um die Leistungen in einem kollektiven solidarischen Miteinander anstatt einem knochenbrecherischen individualistischen Gegeneinander zu erzielen.

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