Offener Brief an den zukünftigen Bundeskanzler!
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- Erstellt am Mittwoch, 10. Januar 2007 10:38
- von Elisabeth Mandl, Betriebsratsvorsitzende Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen & SPÖ-Mitglied
Hiermit möchten wir auf Schärfste gegen den Vorschlag der neuen Regierung, (finanziell schwache) Studierende als "Gegenleistung für Studiengebühren" für soziale Arbeit zu missbrauchen, protestieren. Bildung ist keine Ware, sondern muss für alle frei zugänglich sein – so wollte es zumindest einmal die sozialdemokratische Bewegung! Abgesehen davon, dass die Sozialdemokratie immer für die Stärkung der sozial Schwachen kämpfen muss und nicht für deren Bestrafung, verspottet der Vorschlag alle im sozialen Bereich arbeitenden Menschen.
Sozialarbeit ist eine Profession wie jede andere, für die Ausbildung und persönliche Neigung Voraussetzung sind. Dasselbe gilt für alle anderen Tätigkeiten im Sozialbereich, sei es die Altenpflege, die Behindertenbetreuung oder die Sterbebegleitung. Arbeit mit Menschen bedeutet nicht „einfach nur reden“, sondern impliziert mannigfaltige Konzepte, Methoden und humanistische Vorbildung.
Soziale Arbeit schafft Wert – gesellschaftlichen Wert. Die Politik – vor allem eine sozialdemokratische Politik – muss im Interesse der arbeitenden Menschen und sozial Schwachen auf den Ausbau von sozialen Leistungen, eine Professionalisierung der sozialen Arbeit und auf die finanzielle Aufwertung der sozial arbeitenden Menschen ausgerichtet sein.
Sie aber betreiben inhaltliches und soziales Dumping! Der soziale Bereich ist von jeher eine der schlechtbezahltesten Branchen. Ihr „6 Euro-Angebot“ wird das Lohnniveau hier noch weiter nach unten sinken lassen, worunter vor allem Frauen leiden müssen, die die Mehrheit der Beschäftigten in dieser Branche bilden!
Mit Ihrem Vorschlag wird die Qualität der Angebote vieler Institutionen verwässert werden; die Leidtragenden davon sind die tausenden NutzerInnen – ein Klientel, für das Sie vorgeblich Verbesserungen erreichen wollten!
Wechseln Sie die Partei oder Ihre Politik!
Wir wollen und können Ihre Politik nicht akzeptieren. Wir fordern alle Kolleginnen und Kollegen auf, gegen diese Asozialpolitik aufzustehen und sich für eine soziale Politik im Sinne der Lohnabhängigen und sozial Schwachen einzusetzen.