Armut in Österreich

... ist da: Wer weniger als 951 Euro im Monat zur Verfügung hat, gilt in Österreich als arm. Das betrifft über eine Million Menschen; davon müssen ca. 300.000 gar mit weniger als 600 Euro haushalten. Verstärkt betroffen sind alleinerziehende Eltern und ihre Kinder, MigrantInnen, Erwerbslose aber auch die sog. working poor, das sind rund 250.000 Menschen.

... ist Ausgrenzung: Arm zu sein bedeutet auch soziale Ausgrenzung: Fast 10% können es sich nicht leisten, einmal im Monat wen zum Essen einzuladen. Freizeitaktivitäten wie Kino, Fortgehen oder Konzerte sind für arme Menschen zu teuer – oftmals schämen sie sich auch für ihre Lage, halten sie für eigenes Versagen und wollen sie nicht offenlegen. Ausgrenzung bedeutet auch, abgeschlissene Kleidung weiter tragen zu müssen und im Extremfall den Verlust der Wohnung.

... ist weiblich: 13% der Frauen in Österreich sind armutsgefährdet. Niedriges Einkommen rührt von struktureller Benachteiligung! (Frauenarbeit gilt als weniger wert, weil Frauen traditionell "Zuverdienerinnen" waren, gewöhnt mit weniger auszukommen, und auch die Gewerkschaft primär Männer organisierte.) Auch die Teilzeitfalle wirkt sich fatal aufs Einkommen aus. Meist sind es auch die Frauen, die sich gänzlich oder teilweise der unbezahlten Reproduktionsarbeit widmen: waschen, kochen, putzen, Kinder beaufsichtigen, ..

... ist gefährlich: 2% der ÖsterreicherInnen sind nicht krankenversichtert. Darunter fallen Menschen, die sich die Beiträge nicht leisten können, Jugendliche, die noch nicht genug Versicherungsjahre haben, Menschen, die sich schämen, Leistungen zu beziehen, StudentInnen, denen nach Ablauf der Familienbeihilfe die Versicherung gestrichen wird ... Arme Menschen werden aber noch öfter krank als andere – dazu tragen Bedingungen wie kleine, schimmlige Wohnungen, ungesundes, aber billiges Essen und psychischer Stress bei. Oft geht Armut mit Depression oder gesundheitsgefährdendem Verhalten einher.

... ist gemacht: Nein, Armut ist nicht selbst verschuldet und fällt auch nicht vom Himmel, sondern kommt von der Aushöhlung des Sozialstaats und den großen Maschen im Sozialnetz, durch die immer mehr Menschen fallen. Jobverlust führt fast automatisch zu Armut: Mehr als die Hälfte derer, die ihren Job verlieren, fällt unter die Armutsgrenze, da sie nur 55% ihres Letztgehalts beziehen. Viele arme Menschen bezahlen Spekulationsgeschäfte von Banken durch Kreditabstottern oder Mahngebühren.

... ist verhinderbar: Trotz Krise verfügt Österreichs Oberschicht noch immer über gewaltige Vermögenswerte, die in keiner Relation zu den Besitztümern der meisten Menschen stehen. Durch Vermögenssteuern können Sozialleistungen weiter finanziert werden! Arbeitslosigkeit bekämpfen durch die Aufteilung der Arbeit auf alle Hände und Köpfe bei vollem Lohnausgleich!

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