Kein Ende der Krise in Sicht

Viele der jüngst veröffentlichten Quartalszahlen wurden mit Euphorie aufgenommen: Erstmals seit langer Zeit scheint es statt Rezession wieder ein Wirtschaftswachstum zu geben. Bei genauer Betrachtung lassen selbst diese positiven Zahlen keinen Grund zur Freude aufkommen. Während z.B. der Euro-Raum anfangs des Jahres noch um 2,5% schrumpfte, stagnierte er im zweiten Quartal nur noch, wobei die beiden größten Wirtschaften Deutschland und Frankreich jeweils „sogar“ 0,3% Wachstum aufweisen konnten. Diese Zahlen waren für viele AnalystInnen der Grund, ein Ende der Wirtschaftskrise aufkommen zu sehen. Dabei ist es aber selbst mitten in Rezessionen ein schwaches Wachstum über kurze Zeit nicht ungewöhnlich, von statistischen Tricks ganz abgesehen.

Ein Großteil der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Krise wird auf den asiatischen Raum und dabei vor allem auf China gesetzt. Mit knapp über 7% Wirtschaftswachstum hat China es scheinbar geschafft, der weltweiten Krise Einhalt zu bieten, und viele erhoffen sich in der chinesischen Wirtschaft den Motor, der auch den Rest der Welt aus der Krise zieht. Jedoch ist die Lage in China selbst so instabil wie nie zuvor. Denn während in den USA und Europa im „Credit-Crunch“ kaum mehr Kredite vergeben wurden, ordnete die KP-China den Banken an, weiter Geld zur Verfügung zu stellen. Allein im ersten Halbjahr 2009 wurden daher fast doppelt so viele Kredite vergeben wie im gesamten Vorjahr. Dadurch wurde einerseits das Wirtschaftswachstum in China künstlich gestützt, andererseits blähte sich dort jedoch die Blase auf den Aktienmärkten und dem Immobiliensektor weiter auf. Genau wie nach der massiven Kreditvergabe in den USA die Banken in massive Schwierigkeiten gerieten, wird auch Chinas Bankensystem und die gesamte chinesische Wirtschaft darunter leiden, dass unzählige Milliarden an Krediten nicht zurückgezahlt werden können. Wie zuvor in den USA wird es nicht möglich sein, ewig auf Sand zu bauen.

Der künstlich aufgeschobene Wirtschaftseinbruch in China kommt einstweilen jedoch auch anderen Teilen der Welt zugute. Neben anderen asiatischen Ländern, profitierte z.B. Deutschland von steigenden Maschinenexporten. Auch wenn so der freie Fall der europäischen Wirtschaft kurz gestoppt werden konnte, sieht es in Europa doch weiterhin sehr düster aus. Während die Arbeitslosenzahlen sich in Spanien seit Anfang der Krise verdoppelten, stiegen sie auch im Rest von Europa stark an. In Österreich und Deutschland werden sie bislang noch durch die Kurzarbeitmodelle kaschiert, doch nehmen diese Programme für den Staat bereits bedrohliche Ausmaße an. In Deutschland befinden sich z.B. im Moment 1,4 Millionen ArbeiterInnen in Kurzarbeit, das bedeutet umgerechnet 400.000 Arbeitsplätze weniger, sobald diese Programme nicht mehr finanzierbar sind.

Keinesfalls besser sieht es in den USA aus. Seit die Krise ihren Anfang nahm, wurden so viele Jobs vernichtet wie im letzten Jahrzehnt neu geschaffen wurden. Es herrscht weiterhin ein Mangel an Kredit, es gibt große Mengen an unverkäuflichen Häusern, die meisten Kapazitäten sind unausgelastet und die Arbeitslosenzahlen steigen weiterhin.

Ein Blick rund um die Welt gibt also keinerlei Grund auf ein baldiges Ende der Krise zu hoffen; vielmehr könnte eine längere Periode von Stagnation und Rezession bevorzustehen. Nur durch gigantische staatliche Hilfspakete wurde der freie Fall gebremst, für einen neuerlichen Aufschwung weden diese aber nicht ausreichen. Auf der ganzen Welt gehen Staaten enorme Haushaltsdefizite ein, im Euro-Raum werden es 2009 laut Economist fast 6% des BIP werden, in den USA fast 14%. Trotzdem zeigen diese Pakete kaum Wirkung. Sie werden stattdessen den Staatshaushalt in der Zukunft noch stärker belasten. Ein baldiges Ende der Krise ist nicht in Sicht.

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