Solidarität mit den ArbeitrInnen im Iran - Internationaler Aktionstag am 20. März 2007

Am 20. März 2007 fand ein internationaler Aktionstag in Solidarität mit der unabhängigen ArbeiterInnenbewegung im Iran statt. Wir veröffentlichen hier den Aufruf des von den iranischen MarxistInnen initiierten Iranian Workers Solidarity Network (ISWN). Auch in Österreich fanden an diesem Tag Infotische und Informationsveranstaltungen statt. Außerdem veröffentlichen wir eine Zusammenfassung über aktuelle Arbeitskonflikte im Iran, welche uns die iranische Solidaritätsgruppe "Iran SOS" zugeschickt hat.

Seit Monaten steht der Iran aufgrund seines Atomenergieprogramms im Kreuzfeuer des US-Imperialismus. Immer wieder wird dem Iran auch mit einer Militärintervention gedroht. Was in der öffentlichen Debatte aber meist ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass der Iran nicht nur aus islamischen Fundamentalisten besteht, dass die iranische Gesellschaft nicht als einzige reaktionäre Einheit gesehen werden darf und dass es auch einen „anderen Iran“ gibt.

Gerade in den letzten Monaten gab es wichtige Streiks und Arbeitskämpfe, Studentenproteste und Bewegungen von Frauen bzw. den unterdrückten nationalen Minderheiten im Iran. Wir unterstützen diese Bewegungen gegen jegliche staatliche Repression und gegen alle Einschüchterungsversuche durch den islamistischen Mob.

Wir unterstützen folgende Forderungen der iranischen ArbeiterInnenbewegung:

  • Die iranischen ArbeiterInnen müssen das Recht haben sich in ihren eigenen unabhängigen Organisationen zusammenzuschließen, ihre Meinung frei kundzutun, sich zu versammeln und zu streiken;
  • Schluss mit allen physischen Attacken, Verhaftungen, Folterungen, politischen Morden gegen ArbeiterInnen und GewerkschaftsaktivistInnen;
  • Bedingungslose Freilassung aller politischen Gefangenen. Die Anschuldigungen gegen Mansour Ossanlou von der Gewerkschaft der Teheraner Busfahrer und alle Frauen, LehrerInnen und StudentInnen, die während der jüngsten Demos verhaftet wurden, müssen fallen gelassen werden.

Im Iran hat sich im Februar 2007 eine Einheitsfront von verschiedenen Gewerkschaften, Arbeitervereinen und –netzwerken („Rat zur Kooperation von Arbeiterorganisationen und -aktivistInnen“) gebildet, die gemeinsam für die Durchsetzung dieser grundlegenden Interessen der iranischen ArbeiterInnen kämpfen wollen. Zur Unterstützung dieser Initiative findet am 20. März 2007 ein internationaler Aktionstag unter dem Motto „Die ArbeiterInnen im Iran sind nicht allein“ statt.

Wir werden uns an diesem Aktionstag beteiligen und versuchen, in der österreichischen ArbeiterInnenbewegung eine möglichst große Solidarität mit dem Kampf der iranischen ArbeiterInnen für ihre grundlegenden Interessen und Rechte organisieren.

Stärken wir den "anderen Iran"! Hoch die internationale Solidarität!

Die Kampagne wird koordiniert von:

  • Iranian Workers' Solidarity Network
  • Workers' Action Committee (Iran)
  • International Marxist Tendency (IMT)

Anhang: Einblick in die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen im IRAN

Täglich sind tausende von ArbeiterInnen auf verschiedenen Strassen in iranischen Städten und verlangen ihre Rechte.

Zahlreiche staatliche und private Firmen, Unternehmen und Fabriken haben seit Monaten den Lohn an die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht bezahlt.

Folgende Berichte haben wir von der iranischen Nachrichtenagentur ILNA gesammelt:

  1. 170 ArbeiterInnen von einer Textilfabrik KHAMNEH in der Provinz Ostasarbaidjan haben seit Monaten keinen Lohn erhalten berichtet ILNA am 16.3.07
  2. Tausende von LehrerInnen haben sich vor dem iranischem Mullah`s Parlament am 13.3.07 versammelt und ihre Rechte und Erhöhung ihrer Löhne verlangt. Die Polizei und Spezialeinheiten des Regimes sind auf sie losgegangen. Zahlreiche Personen wurden inhaftiert und ins Evin Gefangenenhaus Trakt 209 überstellt. Die Prozessaktionen haben sich auch in anderen Städten ausgeteilt. Laut Mitteilung von Herrn Pourwusogh, der Stellvertreter der Gesellschaft der iranischen Lehrerinnen, dass in der Stadt Kermanshah 15 Personen inhaftiert wurden und bis heute 17.3.07 11 Personen freigelassen und der Rest der festgenommenen Personen befinden sich noch immer in Haft. Er sagt weiter, dass er von der genauen Anzahl der inhaftierten Personen in der Stadt Teheran nicht weiß. Für die Freilassung der inhaftierten Personen bitten wir nicht. Wenn sie nicht freigelassen werden, ihre KollegInnen im ganzen Iran werde darauf reagieren und das vielleicht in einer unkontrollierbare Weise. Das berichtet ILNA am 17.3.07.
  3. 250 Arbeiter der Leitungsmacherfabrik in der Provinz Khozestan haben seit drei Monaten keinen Lohn erhalten. Das obwohl das Unternehmen sehr gut läuft. 10.03.07 ILNA.
  4. Die ArbeiterInnen der Textilfabrik Kurdistan in der Provinz Kurdistan haben sich zusammen mit ihrer Familie vor dem Gebäude des Landeshauptmanns gesammelt. Sie haben wegen ihres niedrigen Lohns demonstriert. Die Ehefrauen der Arbeiter haben geklagt, weil sie nicht die Lebenskosten wie Miete leisten. 10.03.07 ILNA
  5. Die Arbeiterinnen und Ressourcenmacher Khoram haben seit 6 Monaten keinen Lohn erhalten. 10.03.07 ILNA.
  6. 180 Arbeiter der Firma Iranit-Teheran haben den zweiten Tag ihren Streit begonnen, weil sie seit 2 Monaten weder Lohn noch den Neujahrszuschlag bekommen haben. Die Arbeiter haben heute den Direktor der Fabrik rausgeworfen. Weitere 500 Arbeiter der Firma Iranit-Isfahan haben auch wegen ihrer nicht bezahlten Löhne demonstriert. Sie werden bis zum erhalt ihres gesamten Lohnes weiter demonstrieren. 10.03.07 ILNA
  7. 63 gekündigte Arbeiter von der Firma Kelatsch Ghazvin in der Provin Ghazwin, welche seit 4 Monaten keinen Lohn und Zuschuss erhalten haben beim Arbeitsamt Klage eingereicht. 10.03.07 ILNA
  8. 5.000 ArbeiterInnen von der Zuckerfabrik Hafttapeh haben seit 2 Monaten keinen Lohn erhalten. 10.03.07 ILNA
  9. 16 jahrelang erfahrene Arbeiter haben Hausverbot an ihrem Arbeitsplatz in der Textilfabrik Poshineh Baft bekommen. 3 von denen sind Mitglied des islamischen Arbeiterrats der Fabrik. Sie wurden vor kurzem aus der Haft entlassen. 450 Arbeiter haben gegen diesen Beschluss protestiert. 10.03.06 ILNA
  10. Der Verhandlungsprozess von 4 Inhaftierten Arbeiter am 1. Maimarsch vor 2 Jahren in der Stadt Saghez hat stattgefunden. Herr Mohammed Sherif, der Anwalt der Inhaftierten, Herr Mahmoud Salehi, Herr Mohssen Hakimy, Herr Jalal Hosseini, und Herr Borhan Diwargar teilte im Interview mit ILNA mit, dass damals der Herr Salhei zu 4 Jahren Haft, und die Herrn Mohssen, Hakimy und Herr Hosseini zu 2 Jahren haft. Der Anwalt Mohammed Sharif hat gegen das Urteiles Berufung beanstandet. 09.03.07 ILNA
  11. Die ArbeiterInnen der Textilfabrik Shaahou in der Provinz Kurdistan haben sich noch ein weiteres Mal vor dem Landeshauptmanngebäude versammelt. Sie haben ihre Rettung gefordert, weil sie sich unter der Armutsgrenze befinden. 09.03.07 ILNA
  12. Die im Exil lebenden iranischen Aktivisten in Schweden haben zu einer Kampagne zur finanziellen Unterstützung für die gekündigten Arbeiter und Fahrer der Teheraner Buslinienfahrer aufgerufen.
  13. Am Donnerstag dem 8.3.07 haben die LehrerInnen sich neuerlich vor dem Mullah`s Hauptgebäude versammelt und protestiert. Innerhalb einer Woche war es die dritte Demonstration und fünfte innerhalb eines Monats. 09.03.07
  14. 25 afghanische Arbeiter von der Teheraner Magistratsabteilung zur Dienstleistung haben seit 2 Monaten keinen Gehalt erhalten. Sie haben keinen Anspruch auf Kindergeld, Wohnbeihilfe, Einkaufsbons und Neuejahrsgeld. 09.03.07 ILNA
  15. Noch immer sind die vom Dienst abgesetzten Arbeiter und Fahrer der Teheraner Buslinien (Wahed) haben ihre nicht bezahlten Löhne erhalten. 09.03.07 ILNA
  16. 150 Arbeiter von der Zuckerfabrik DESFOL in der Provinz Kuzestan sind seit drei Jahren ohne Arbeit. Seit die Produktion eingestellt worden ist, haben sie auch keinen Lohn erhalten. 09.03.07 ILNA
  17. Über hundert Arbeiter der Firma ABFAI ARWAND in der Stadt Khoramshar seit Juni 2006 keinen Lohn erhalten. Sie haben nie ihren vollbezahlten Lohn erhalten.09.03.07
  18. Über 3000 LehrerInnen haben sich vor dem Mullah's Parlament versammelt. Sie haben gegen ihren niedrigen Lebenstandard und Lohn demonstriert. 08.03.07 ILNA
  19. Mehrere Gruppierungen von Lehrerinnen haben sich an U-Bahnstationsausgängen sich vor dem Mullah`s Parlament gesammelt und protestiert. Sie fordern ihre Rechte zu bekommen. 08.03.07 ILNA
  20. Über 300 Lehrerinnen in der Stadt Ardebil haben gegen ihre Lebenssituation und Einkommen demonstriert. Sie haben den Rücktritt vom Bildungsministerium verlangt. 07.03.07
  21. 5 Arbeiter von der Textilfabrik Poshinehbaft wurden festgenommen. Sie befinden sich seit 48 Stunden in Haft. Der Grund der Festnahme war die Störung der Produktion sagt die Polizei. Noch weitere 11 Personen sind auf der Festnahmeliste. 07.03.07 ILNA
  22. 3.000 Arbeiter der Abadaner Magistrat haben seit 3 Monaten keinen Lohn erhalten. Das Magistrat hat noch immer die nicht bezahlten Löhne von damals auch nicht bezahlt. 05.03.07 ILNA
  23. Der iranischen Metallindustriefabrik stehen knapp vor dem Streik. Über 1000 Arbeiter haben vor der alten Strasse der Stadt Karadj zu blockieren. Sie habe seit 4 Monaten keine Lohn Erhalten. 05.03.07 ILNA
  24. Zehntausende LehrerInnen haben sich vor dem Mullah´s Parlament versammelt. Sie haben gegen ihren niedrigen Lohn protestiert. Sie haben gesagt, dass am Donnerstag wieder Zurück kommt. 02.03.07
  25. Die gekündigten Arbeiter und Fahrer der Teheraner Buslinie (WAHED) haben bei der Arbeiterkammer Klage eingebracht. Sie habe seit 6 Monaten keinen Lohn erhalten. 03.03.07
  26. Die Arbeiter von der Gipsfabrik der Stadt Khoi haben seit 5 Monaten keinen Lohn erhalten. Obwohl die Firma gutem Umsatz macht, bezahlt sie die Arbeiter nicht. 03.03.07 ILNA
  27. Tausende Arbeiter und Arbeiterinnen von der Nahrungs- Industrie Firma Karun halten ihre Mahnwache weiter. Sie haben seit zwei Monaten keinen Lohn erhalten. 02.03.07 ILNA
  28. 295 Arbeiter und Arbeiterinnen von Textil Fabrik Behshar haben seit 6 Monaten keinen Lohn erhalten. 01.03.07 ILNA

Wir ersuchen alle Menschen der Iranischen Arbeiterbewegung zu unterstützen. Bitte lassen sie die Iranischen ArbeiterInnen nicht allein.

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