Stellungnahme von Betriebsgewerkschaften in Venezuela zum 1. Mai 2009

Am 1. Mai gehen wir auf die Straße, um die Verkürzung der Arbeitszeit zu erkämpfen und unsere Märtyrer zu ehren. Am heurigen 1. Mai protestieren wir energisch in Verteidigung unserer Arbeitsplätze, gegen die Prekarisierung und gegen die politisch motivierten Morde an Gewerkschaftern.

Am 1. Mai 1886, führte Albert Parsons, Vorsitzender der "Labor Knights" eine Demonstration von 80.000 ArbeiterInnen durch die Straßen von Chicago. Sie forderten die Einführung des 8-Stunden-Tages. An den darauf folgenden Tagen schlossen sich 350.000 ArbeiterInnen in allen US-Bundesstaaten dieser Forderung durch Streiks in über 1000 Fabriken an. Diese Einheit unter den Arbeitenden ließ die Bürgerlichen erzittern, sie sahen in diesen Demonstrationen den Beginn der "Revolution".

AnarchistInnen und andere radikale PolitikerInnen glaubten, dass die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung auf acht Stunden eine zu moderate Politik bedeutete und stellten sich anfangs außerhalb der Reihen. Das Ausmaß der Mobilisierung am 1. Mai in Chicago überzeugte sie jedoch sich in die Bewegung zu integrieren. Am 3. Mai sprach Albert Spies, der Herausgeber einer Arbeiterzeitung, vor 6000 ArbeiterInnen. Eine Gruppe von Streikenden begab sich nach dieser Kundgebung zur Fabrik McCormick, um dort eine Kundgebung abzuhalten. Plötzlich kam die Polizei, eröffnete das Feuer und tötete mindestens einen Streikenden und verletzte noch viel mehr.

Die ArbeiterInnen Venezuelas beginnen in die Entscheidungsschlacht um die politische und wirtschaftliche Macht einzutreten. Wir fordern Respekt vor unseren Rechten, wir wenden uns gegen den Reformismus/Bürokratismus, die imperialistische Oligarchie und kämpfen für die endgültige Zerschlagung des Kapitalismus, auf dessen Trümmern wir den Sozialismus errichten werden. Wir ehren heute die ermordeten Arbeiter Richard Gallardo, Führer der UNETE-Aragua, Luis Hernández, Gewerkschaftsführer von Pepsi-Cola, Carlos Requena Delegado aus Prevención, Estado Aragua, Argenis Vásquez, Empresa TOYOTA im Bundesstaat Sucre, Pedro Suárez und Javier Marcano, aus dem Unternehmen MITSUBISHI. Sie alle wurden Opfer politischer Morde, die zwei letztgenannten wurden auf ihrem Streikposten von der Polizei des Bundesstaates Anzoategui in Barcelona, Venezuela, ermordet. Diese Genossen widmeten ihr Leben der Verteidigung der Rechte unserer Klasse, gegen die Prekarisierung, im Kampf gegen Neoliberalismus, Kapitalismus und Imperialismus.

In den letzten Jahren gelang es den ArbeiterInnen Venezuelas dem Kapitalismus einige deutliche Breschen zu schlagen. Es ist allein die schwache "nationale Gewerkschaftsführung", die nur von ihren Lorbeeren aus vergangenen Zeiten lebt und vorgibt weiter unsere Führung zu sein - es sind vor allem diese "Anführer", die die Verantwortung dafür haben, dass das Gewicht der Arbeiterklasse in der Revolution nicht zum Tragen kommt. Die Übernahme der tatsächlichen wirtschaftlichen und politischen Macht durch die ArbeiterInnen ist unser Ziel, unsere Vision und unser Aktionsprogramm, mit dem wir in der Praxis den Aufbaus des Sozialismus unterstützen, was durch folgende Beispiele gezeigt wird:

  • Die Erfahrung de Arbeiterkontrolle in Sanatrios Maracay
  • Die Enteignung von INVEVAL und INVEPAL
  • Die von den Arbeitern siegreiche erkämpfte Enteignung von SIDOR
  • Die Enteignung der Firma RUALCA
  • Der Streik gegen den imperialistischen Multi General Motors
  • Die Enteignung von ELVESA, dem Rohrproduzenten in Anzoategui
  • Die Enteignung der Zementindustrie
  • Der Kampf der Arbeiter gegen den Multi MITSUBISHI in Anzoategui und gegen TOYOTA in Sucre
  • Der Kampf der ArbeiterInnen der Stadtverwaltung von Caracas
  • Die Intervention in der Lebensmittel verarbeitenden Industrie (PRIMOR, ARROZ MARI, CARGIL)
  • Die Enteignung der Zuckerfabriken (Cariaco, Cumanacoa und andere)
  • Der Kampf der ArbeiterInnen des Unternehmens VIVEX in Anzoategui
  • Der Kampf der AbeiterInnen der Brauerei Polar und bei Pepsi Cola für Arbeitssicherheit und eine ordentliche Gesundheitsversorgung

Dies ist nur ein kurzer Auszug von Erfahrungen, die wir in Klassenkämpfen gesammelt haben, denn die Klassenkämpfe sind unzählbar, auch wenn sie durch den Informationsboykott der bürgerlichen Medien oft totgeschwiegen werden. All diese Kämpfe entstanden aus den Ideen und der Initiative der ArbeiterInnenklasse selbst heraus. In einigen Arbeitskämpfen haben sich dann Gewerkschaftsbürokraten und bolivarische Politiker eingeschaltet. Alles was diese Herrschaften dabei tun ist angelegt, um uns zu verwirren, zu demoralisieren, und am Ende lassen sie uns wie heiße Kartoffeln fallen. Ihre einzige Aufgabe ist es uns vom Erreichen unseres historischen Ziels abzuhalten.

Wir ArbeiterInnen fühlen uns durch die bisherigen Errungenschaften in der Revolution gestärkt. Unsere Rechte als ArbeiterInnen wurden gestärkt, wir haben uns Respekt vor unseren Rechten erkämpft. Unsere Rechte stehen für uns nicht zur Diskussion. Die Revolution lehrt uns, dass wir organisiert sein und die Einheit in der ArbeiterInnenklasse in Venezuela und weltweit herstellen müssen. Wir müssen vorbereitet sein, um die im Zuge der Weltwirtschaftskrise auf uns zurollenden Angriffe des Kapital, des Reformismus der Bürokratie abzuwehren. Wir müssen selbst in die Offensive gehen und den bürgerlichen Staat, der noch immer herrscht, zu zerschlagen. Wir müssen jene aus dem Weg räumen, die vorhaben sich weiter am Schweiß der ArbeiterInnenklasse zu nähren.

Der Kampf der ArbeiterInneklasse gegen das Kapital hat viel mit einem Krieg zwischen zwei Ländern gemeinsam. Dieser Vergleich hilft uns die politische und historische Mission der ArbeiterInnenklasse klar vor Augen zu haben und unsere nächsten Aufgaben zu definieren:

  1. Wir müssen solidarisch zu einander stehen, eine ehrliche Einheit praktizieren ohne Hintergedanken. Nur so kann die ArbeiterInnenbewegung weiterkommen. Unsere Gewerkschaft muss unabhängig von den Parteien, Regierungen und außergewerkschaftlichen Institutionen sein. Dies ist fundamental damit wir eine revolutionäre Vorreiterrolle einnehmen und so die Revolution vom Reformismus, der Bürokratie und der Korruption befreien können. Die Demokratie muss in unseren eigenen Reihen Einzug halten, die ArbeiterInnenklasse kann so die Kontrolle über ihre regionalen und nationalen Dachverbände, über die Produktion und die politische
  2. Zu Ehren der gefallenen Arbeiter, Bauern und revolutionären Aktivisten in den Barrios müssen wir permanente Mobilisierungen auf den Straßen durchführen. Gegen die Straflosigkeit – für eine nationale Kommission, die die Verhaftung und der Mörder und ihrer Hintermänner in die Hand nimmt.
  3. Wir ArbeiterInnen müssen eine Konferenz, eine Gründungskonferenz oder ein landesweites Vernetzungstreffen abhalten um unsere Organisationen zu kontrollieren, ihre Fehler zu berichtigen und einen Neustart zu ermöglichen. Wir wollen mit der UNT in Anzoategui beginnen. Um den nationalen Dachverband der UNT vor dem Bankrott zu bewahren, muss dieser in die Hände der ArbeiterInnenklasse übergehen.
  4. Wir ArbeiterInnen müssen in unseren Gewerkschaften einem Syndikalismus neuen Typus zum Durchbruch verhelfen, Strukturen schaffen, die die höchste Form von Demokratie zulassen, eine Struktur, die die Einheit der Klasse garantiert, trotz aller Versuche des Kapitals uns zu spalten.
  5. Wir ArbeiterInnen müssen den Vorschlag des Präsidenten vom 1. Dezember 2008 aufnehmen, als er meinte: "Alle Betriebe, in denen es Konflikte zwischen Unternehmen und Belegschaft gibt, müssen befreit werden, um unter Kontrolle der Volksmacht tatsächliche Betriebe sozialen Eigentums zu schaffen."
  6. Wir müssen mit aller Kraft die ArbeiterInnen von Vivex und eines jeden anderen Unternehmens, das durch eine derartige Situation geht, unterstützen.
  7. Wir ArbeiterInnen müssen unser eigenes Aktionsprogramm aufstellen: für ein neues Arbeitsverfassungsgesetz, ein Gesetz zur Sozialversicherung, Betriebsrätegesetz, zur Verteidigung der Arbeitsplätze, für eine Welle von Besetzungen und Wiederinbetriebnahmen von stillgelegten Betrieben, die Etablierung der ArbeiterInnenkontrolle über die Produktion, für Arbeitszeitverkürzung, für das Ende von Auslagerungen und neue Gesetze durchsetzen, die nur das Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt haben und eine sozialistische Staatlichkeit ermöglichen.
  8. Wir ArbeiterInnen müssen führend in einer Kampagne sein, die in unserem Land eine demokratische Planwirtschaft durchzusetzen versucht. So können wir allen Menschen den Zugang zu Gesundheit, Sicherheit, Bildung, Wohnung, Nahrung zu niedrigen Preisen garantieren. Dazu sind drei Schritte notwendig: Die Nationalisierung der Banken zur Schaffung eines vertrauenswürdigen Finanzsystems, die Enteignung der Ländereien und der strategischen Unternehmen unter Kontrolle der ArbeiterInnenklasse und der Volksräte. Ein klares Nein zum Privatsektor und zu reformistisch-bürokratischen Funktionären, die allein daran interessiert sind sich auf Kosten der ArbeiterInnen zu bereichern.
  9. Wir ArbeiterInnen müssen die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den Volksräten stärken und zur Konsolidierung der Volksräte in den Dörfern und Städten beitragen.

Wir sind entschlossen die Herausforderung des Aufbaus des Sozialismus in unserem Land anzunehmen. Wir wollen sicherstellen, dass das ganze Land und unser Präsident wissen, dass die ArbeiterInnenklasse das Rückgrat dieses Prozesses ist. In diesem Bewusstsein werden wir mit voller Energie jene politischen Maßnahmen setzen, die der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein Ende setzen.

Unterzeichnet von:

  • SUTRAVIVEX
  • SINUTRACOMERCIO
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  • FEDEPETROL
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  • SITRAVENGAS
  • STRAPPHMCA
  • UNETE-ANZOATEGUI
  • FRETECO
  • CORRIENTE MARXISTA REVOLUCIONARIO
  • SINTNAPR-FUTPV
  • UNETE-ARAGUA

Menschen der Arbeit aufgewacht, der Kampf zwischen den Klassen hat begonnen. Die Unternhemen wollen uns töten, beenden wir die moderne Sklaverei und lasst uns um die Freiheit streiten.

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