Historischer Generalstreik in Nigeria

Massendemo in Nigeria

Nigeria ist der fünftgrößte Exporteur von Erdöl in der OPEC. Das Land hat das zweitgrößte Bruttoinlandsprodukt in ganz Afrika. Gleichzeitig leben 70% der Bevölkerung in Armut, jährlich sterben mehr als 5.000 Kinder zwischen ein und fünf Jahren und die Lebenserwartung liegt bei rund 45 Jahren. Die wirtschaftliche Entwicklung ist mehr als ungleich – für die breite Mehrheit gibt es kaum Infrastruktur; Gesundheitsversorgung etwa kennen sie nur aus Erzählungen.

Die Auslandsverschuldung ist enorm, so dass westliche KreditgeberInnen mit dem Land ein Bombengeschäft machen. Weniger als sechs Prozent der BankklientInnen besitzen 88% der Bankeinlagen und das Durchschnittseinkommen ist geringer als in den 1960ern. Doch diese Massenverarmung hat zur enormen Bereicherung der Eliten geführt. Als ob das noch nicht genug wäre, hat die Regierung Anfang Jänner – drei Wochen nach einem Besuch der Präsidentin des Internationalen Währungsfonds – die Subventionen für Ölprodukte gestrichen, so dass etwa der Benzinpreis pro Liter über Nach von 31 auf 68 Eurocent gestiegen ist. Dieser Angriff hat das Fass zum Überlaufen gebracht – ab 3. Jänner gab es Massenproteste in zahlreichen Städten. Und sechs Tage später hat der Aufruf der  beiden größten Gewerkschaftsdachverbände zum Beginn eines unbefristeten Generalstreiks geführt. Die Demonstrationen wurden täglich größer. Nach nur einer Woche Streik vereinbarte die Gewerkschaftsspitze, dass der Benzinpreis 'nur' auf 47 Eurocent steigen soll, was noch immer eine Preissteigerung von mehr als 50% ist, und rief zum Ende der Proteste auf.

Doch die Regierung hatte die Rechnung ohne die Jugendlichen gemacht, die – inspiriert von den Revolutionen in der arabischen Welt – damit begann, öffentliche Plätze zu besetzen. Gleichzeitig haben sie erklärt, dass sie sich nicht mehr von der Regierung (in die ChristInnen des Südens und die MuslimInnen des Nordens) spalten lassen würden.

Und das hat sich bereits in der Praxis bestätigt. Jeweils während der Gebete der einen Religionsgemeinschaft wird diese bei den Platzbesetzungen von den Angehörigen des anderen Glaubens gegen Angriffe des Regimes geschützt. Damit wird in Zukunft nichts mehr so sein wie zuvor – das Bewusstsein der AktivistInnen hat einen Sprung nach vorne gemacht. Die Massen sind aktiv in die Politik eingetreten. Der Generalstreik war damit vor allem der Auftakt einer Intensivierung des Kampfes der Massen zur Verteidigung ihrer Lebensbedingungen.

Dabei geht es auch um die Verteilung der Reichtümer des Landes – die Gewinne aus der Erdölproduktion gehen vor allem an die kleine Elite und die vor Ort agierenden ausländischen Ölkonzerne. Die breite Masse sieht davon nichts Der Kampf um die Aneignung der nationalen Reichtümer könnte aber auch zum Vorbild für ganz Afrika werden, denn praktisch überall am Kontinent fließt der Profit in die reichen Länder des Nordens statt den verarmten Massen zu Gute zu kommen.

 

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