Zicke Zacke Seximus Kacke - ein anti-sexistisches Projekt

Was ist der erste Eindruck, wenn ich einen Mann, eine Frau sehe? Welche Charaktereigenschaften fallen mir spontan ein? Was denke ich, wenn ich eine Frau mit mehreren Männern lachen sehe, eine Frau im Blaumann, einen männlichen Friseurlehrling? Schnell wird klar, dass Frau und Mann anders gesehen werden und festvorgeschriebene "Wie hat Frau und Mann zu sein"-Bilder auftauchen. Die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, sich einschätzen und sich selber nach außen präsentieren, ist stark vom herrschenden Rollenbild geprägt. Diese Vorurteile erschweren einen wertschätzenden Umgang miteinander. Denn nicht die einzelne Person zählt, sondern die Rollenfassade!

Sexismus = Unterdrückung

Sexismus betrifft beide Geschlechter und bedeutet die fixe Zuschreibung von Wesensmerkmalen aufgrund des biologischen Geschlechts. So muss ein Mann vermeintlich emotional verschlossen, aktiv, stark sein, Jägerqualitäten aufweisen, wobei hingegen die Frau sanft, weich, Mutter, Nebenverdienerin, passiv und emotional offen sein soll. Das Ausleben und Genießen von Sexualität ist vorwiegend Männern vorbehalten, Frauen sind entweder "heilige Jungfrauen oder Huren". Laute, sprachgewandte, ungeschminkte Frauen fallen genauso aus der Rolle wie ein gefühlsbetonter, leiser Mann. Sexismus ist immer mit Abwertung und Gewalt verbunden. Dies betrifft vor allem Frauen, aber auch homosexuelle Menschen sind dieser Unterdrückung ausgesetzt.

Stopp Sexismus!

So wichtig es ist, Grenzen aufzuzeigen und klar gegen sexistisches Verhalten aufzutreten, doch genauso wichtig ist es auch zu erkennen, dass sexistisches Verhalten oft nur ein Spiegelbild der eigenen Lebensrealität/Gesellschaft und somit hinterfragbar und veränderbar ist.

So entschlossen sich die MitarbeiterInnen der Sozialeinrichtung "Lehrlingszentrum" an Wiener Berufsschulen ein Projekt zum Thema "Anti-Sexismus" ins Leben zu rufen. Wichtig war einerseits ein klares Statement gegen sexistisches Verhalten und Übergriffe abzugeben, aber andererseits auch das eigene Rollenbild kritisch zu hinterfragen. Gemeinsam mit der Berufsschule Chemie, Grafik und gestaltende Berufe wurde das Thema unter dem Motto "Rollenbilder aufbrechen" behandelt.

Vom Ei, das tanzen will ...

Die Beteiligung seitens der Lehrlinge war überwältigend, ebenso wie die kreativen Antworten und Arbeiten. Zahlreiche Plakate wurden entworfen, Buttons produziert und ein Film gedreht. Ein Teil der Arbeit konzentrierte sich auf Aktionen gegen sexuelle Gewalt und sexistische Übergriffe, der andere hatte Rollenzuschreibungen allgemein zum Thema. Eine kleine Auswahl der Plakat-/Buttoninhalte:

  • Sex Is Mus
  • Ich bestimme, wann ich Kinder bekomme
  • Ich bin ein Mensch und keine Oberweite
  • Sexismus tötet
  • Zicke Zacke Sexismus Kacke

Zusätzlich führten die SozialarbeiterInnen Interviews zum Thema "Mann/Frau sein" durch. Deutlich zeigte sich, dass sowohl Frau wie Mann unter den Rollenzuschreibungen leiden. Die Antworten auf die Frage: "Warum bist du (k)einE typischeR Mann/Frau?" waren biologisch ("weil ich Eier habe", "weil ich hübsch bin"), emotional ehrlich ("weil ich als Mann keine Gefühle zeigen darf/kann", "weil ich schwul bin", "weil ich als Frau immer rede und weiß, was ich will") und kreativ ("weil ich als Frau so ,goschat' bin", "weil ich als Mann verspielt bin, weinen und tanzen will").

In Österreich gibt es weder politisch noch ökonomisch noch sozial eine Gleichstellung der Frau. Entwertung und Aggression findet somit auf all diesen Ebenen statt. So wichtig solche Projekte im Kleinen und für den/die EinzelneN auch sind, Sexismus bekämpfen, heißt eben genau auf all diesen Ebenen für die Emanizapiation der Geschlechter zu kämpfen - psychisch, sozial, poltisch und ökomomisch!

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